Politik
Das Thema Demenz rückt zunehmend auf die politische Agenda. Viele Länder haben nationale Demenzstrategien erstellt, um die Erkrankten und ihre Angehörigen zu unterstützen und die Öffentlichkeit für die Krankheit zu sensibilisieren.
Im Jahr 2011 forderte das Europäische Parlament die Mitgliedstaaten auf, nationale Pläne und Strategien für demenzielle Erkrankungen zu erstellen, damit sich die Situation der Betroffenen verbessert und die Demenzforschung ausgebaut wird. Wie weit diese Ziele in den einzelnen Ländern erreicht wurden, hat die Dachorganisation der europäischen Alzheimer-Gesellschaften untersucht und 2017 einen Bericht darüber herausgegeben.
Demnach sind europaweit erhebliche Ungleichheiten beim Zugang zur Demenzversorgung. Am besten schneidet Finnland ab, dort gibt es die meisten Betreuungsdienste und es wird dafür gesorgt, dass diese Dienste für Menschen mit Demenz auch zugänglich und erschwinglich sind. Ausserdem hat dieses Land die meisten demenzfreundlichen Initiativen und Gemeinden.
Auf Platz zwei steht England, gefolgt von den Niederlanden und Deutschland. Österreich erreicht Platz 12 der Rangliste und die Schweiz Platz 14. Laut der Ergebnisse des europäischen Demenzmonitors war allerdings kein Land führend in allen zehn untersuchten Kategorien, zu denen unter anderem die Verfügbarkeit von Pflegeleistungen, die Erstattung von Arzneimitteln und die Beteiligung an Forschungsinitiativen zu Demenz zählten.
Die Politik der Länder des deutschsprachigen Raums begegnet den Herausforderungen der demenziellen Erkrankungen mit unterschiedlichen Strategien und Plänen.
Deutschland
Im September 2012 gründeten das Bundesfamilienministerium und das Bundesgesundheitsministerium die «Allianz für Menschen mit Demenz», mit dem Ziel, das Leben der Betroffenen in Deutschland zu erleichtern. Bis 2018 wurden 450 Massnahmen umgesetzt, darunter die Neugründung von 500 lokalen Allianzen und der Zugang für demenziell Erkrankte zu den Leistungen der Pflegeversicherung. Aufbauend auf die Arbeit der «Allianz für Menschen mit Demenz», verabschiedete das Bundeskabinett im Juli 2020 die erste Nationale Demenzstrategie.
Sie benennt als Handlungsfelder die Verbesserung der Teilhabe von Menschen mit Demenz, die stärkere Unterstützung der Angehörigen, die Weiterentwicklung der medizinischen und pflegerischen Versorgung sowie die Förderung der Forschung.
Mit einer bundesweiten Kampagne soll zudem die Aufmerksamkeit für Demenz in der Gesellschaft erhöht und zum Engagement aufgerufen werden. Die insgesamt 162 Massnahmen der nationalen Demenzstrategie sollen bis zum Jahr 2026 umgesetzt werden, zur konkreten Finanzierung gibt es allerdings keine Angaben.
Schweiz
Im Rahmen der Nationalen Demenzstrategie 2014 bis 2019 wurden in vier Handlungsfeldern insgesamt 18 Projekte lanciert, unter anderem Qualitätsstandards für die Diagnostik, Sensibilisierungsmassnahmen für die breite Bevölkerung und medizinethische Richtlinien für die Betreuung und Behandlung von Menschen mit Demenz. Ausserdem haben viele Kantone eigene Demenzstrategien entwickelt.
In einer abschliessenden Bewertung der Nationalen Demenzstrategie wurde festgestellt, dass dadurch zwar wichtige Impulse gesetzt wurden, doch viele Projekte wegen fehlenden finanziellen Ressourcen nur unzureichend oder gar nicht umgesetzt werden konnten.
Im Oktober 2019 hat der «Dialog Nationale Gesundheitspolitik» von Bund und Kantonen beschlossen, die Demenzstrategie in eine «Nationale Plattform Demenz» zu überführen. Damit sollen Projekte der Vorgängerorganisation besser zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden koordiniert und weitere Massnahmen gemeinsam erarbeitet werden. Weiterhin wird beabsichtigt, dass Krankenversicherer und Kantone Behandlungen im ambulanten und stationären Bereich einheitlich finanzieren.
Ausserdem soll es eine Regelung geben, die höhere Anforderungen an die Leistungserbringer im ambulanten Bereich stellt, um damit die Qualität und Wirtschaftlichkeit dieser Dienste zu erhöhen. Zudem soll eine Überversorgung im Gesundheitswesen verhindert und damit das Kostenwachstum gedämpft werden.
➔ Hier gibt es Informationen zur Nationalen Plattform Demenz in der Schweiz
Österreich
Die nationale Demenzstrategie «Gut leben mit Demenz» wurde im Jahr 2015 im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen sowie des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz entwickelt. Es umfasst 21 Handlungsempfehlungen für mehrere Ziele, deren Erreichen die Lebenssituation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen verbessern soll.
Zu den Zielen zählen unter anderem der breite Ausbau von Informationen, die Stärkung von Wissen und Kompetenz, die Sicherstellung von demenzgerechten Versorgungsangeboten und die Qualitätsverbesserung durch Forschung. Wie in Deutschland und der Schweiz bleibt auch bei der österreichischen Demenzstrategie offen, wie die beschlossenen Massnahmen zu finanzieren sind.
➔ Hier geht es zur Website mit Informationen zur österreichischen Demenzstrategie
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