Bildung

Damit Menschen mit Demenz Lebensqualität und Teilhabe erfahren können, brauchen sie wissende und aufgeklärte Menschen in ihrem Umfeld.

Mehr als ein Jahrhundert ist es her, seit der Psychiater Alois Alzheimer in Tübingen einen Vortrag über eine «eigenartige Erkrankung der Hirnrinde» hielt und damit die später nach ihm benannte Krankheit beschrieb. Doch Alzheimers Arbeit fand zunächst kaum Beachtung

Obwohl allein in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts schon Hunderttausende betroffen waren, wurde die Krankheit in der Fachliteratur anfangs kaum erwähnt. Ein öffentliches Thema wurde Alzheimer erst, als Prominente ihre Erkrankung bekannt machten.

Einer von ihnen war der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan. 1994 wandte er sich mit einem Brief an die Öffentlichkeit: Er hoffe, schrieb er, dass durch die Bekanntgabe seiner Alzheimer-Erkrankung in der Bevölkerung eine Bewusstseinsbildung geschehen werde.

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Eine neue Ära im Umgang mit Demenz

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Vor allem wolle er auf das schwere Los der pflegenden Angehörigen aufmerksam machen. Seinen Brief schloss er mit den Worten: «Ich beginne nun die Reise, die mich zum Sonnenuntergang meines Lebens führt».

Von der Bildung zur Haltung

Heute werden Alzheimer und andere Formen der Demenz weniger versteckt, doch das Wissen über die Erkrankung des Gehirns und ihre Folgen ist bis heute lückenhaft. Bis vor 30 Jahren gab es praktisch keine Literatur zu Demenz und kaum Basiswissen in der Bevölkerung.

Dabei sind Bildung und Aufklärung Schlüssel, die zu mehr Lebensqualität führen – für Erkrankte wie für Angehörige, Pflegekräfte und medizinisches Personal. Bildung bringt ein grösseres Repertoire an Handlungsmöglichkeiten mit sich, darunter Validation, Kinästhetik, Basale Stimulation, um drei Beispiele zu nennen.

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Haltung ist lernbar

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Neben dem pflegerischen Fachwissen ist dabei die Ausbildung einer wertschätzenden, respektvollen und personenzentrierten Haltung unabdingbar. Empathie und Verständnis sind gefragt. Sie fördern die innere Distanz, um das teils merkwürdige oder anstrengende Verhalten Demenzkranker richtig einzuordnen und nicht persönlich zu nehmen. 

Wie Bildung vor Demenz schützt

Wer raucht oder hohen Blutdruck nicht behandelt, hat ein höheres Risiko, an Demenz zu erkranken; dies zeigen statistische Auswertungen von Wissenschaftlern des University College London. Würde die Demenz-Prävention bereits in der Kindheit anfangen, könne die Krankheit bei einem Drittel der Erwachsenen verhindert werden, schreiben die Forscher in mehreren Beiträgen im Medizinmagazin The Lancet.

Die Forscher haben neun potenzielle Risikofaktoren für verschiedene Demenz-Formen ausgemacht. Einer davon ist demnach mangelnde Bildung in der frühen Lebensphase bis 15 Jahre. Im mittleren und höheren Lebensalter wirkten sich Fettleibigkeit, hoher Blutdruck oder unbehandelter Hörverlust nachteilig aus. In einer späteren Lebensphase stellten soziale Isolation, Depression, Diabetes, Rauchen sowie mangelnde Bewegung ein Risiko dar.

Bildung für Laien und Profis

Eine spezielle Demenz-Bildung befähigt Teilnehmer dazu, Menschen mit Demenz in ihrer Selbstständigkeit zu unterstützen und ihnen den Umgang mit der eigenen Erkrankung zu erleichtern. Eine einheitliche Demenz-Weiterbildung gibt es nicht.

Das Angebot erstreckt sich von kompakten Schulungen für Angehörige bis zu umfassenden Lehrgängen für Pflegefachkräfte. Angehörige, die sich weiterbilden möchten, informieren sich am besten bei der Niederlassung der Alzheimer Gesellschaft in ihrer Region

Beispiele für Wege in die Aus- und Weiterbildung

➔ Master in Dementia Care, FHS St. Gallen

➔ Studienprofil – Multiprofessionelle und interdisziplinäre Versorgung für die Herausforderungen der demografischen Entwicklungen 

➔ Master-Demenzstudien, Krems

Bildungsangebote für Angehörige

Bei der Deutschen Alzheimer Gesellschaft und ihren regionalen Mitgliedsgesellschaften finden Demenzkranke und ihre Angehörigen Rat und Unterstützung. Der gemeinnützige Verein wurde in den 1980er-Jahren als Selbsthilfeorganisation von Angehörigen Demenzkranker gegründet.

Für Demenzkranke, pflegende Angehörige, ehrenamtlich Engagierte und professionelle Helferinnen und Helfer gibt es eine Fülle von Informations- und Hilfsangeboten. Bei der Suche nach Ansprechpartnern und Anlaufstellen vor Ort hilft die Datenbank des Wegweisers Demenz

Alzheimer Schweiz ist ein Informations- und Bildungsangebot, das von seinen rund 10.000 Mitgliedern und 130.000 Gönnern getragen wird. Die gemeinnützige und neutrale Organisation mit ihren 21 Sektionen bietet seit 1988 schweizweit Beratung und Unterstützung für Betroffene.

In Österreich engagiert sich Alzheimer Austria für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. Sie stellt ihnen Informations- und Bildungsmaterial zur Verfügung und bietet auch Beratungsgespräche an.

Filmtipp 

«Das innere Leuchten (Deutschland 2019)»
Beobachtend erforscht der Dokumentarfilm den Lebensalltag von Menschen mit Demenz in einer Pflegeeinrichtung und legt hierbei den Fokus auf die positiven Situationen und Begegnungen.

Quelle YouTube

➔ Michael Schmieder und Uschi Entenmann «Dement, aber nicht bescheuert» Über einen neuen Umgang mit Demenz, Ullstein, 2015  

➔ Inge Jens, Langsames Entschwinden «Vom Leben mit einem Demenzkranken» Rowohlt, 2016 

➔ Arno Geiger «Der alte König in seinem Exil», Hanser, 2011 

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