Ernährung

Eine gesunde Ernährung schützt uns vor Krankheiten. Im späten Stadium einer Demenz kommt aber der Genuss vor therapeutischen Diäten.

Wie ein Mensch lebt und was er isst, kann die Entwicklung und den späteren Abbau seiner kognitiven Fähigkeiten beeinflussen. Das ist der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich die Wissenschaft derzeit verständigen kann. Für konkretere Aussagen gibt es zu wenige belastbare Studien. Von einer Diät, die zuverlässig vor Demenz schützt, kann keine Rede sein, meint Ute Nöthlings, Professorin für Ernährungsepidemiologie an der Universität Bonn. Positiv wirke sich jedoch eine ausgewogene mediterrane Ernährung aus. »Sie kann einen Beitrag dazu leisten, das Risiko für Demenz zu senken.«

Mediterrane Ernährung steht für diesen Speiseplan

  • viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Cerealien
  • wenig Milchprodukte und Fleisch
  • viel Fisch
  • mehr einfach ungesättigte als gesättigten Fettsäuren, wie sie zum Beispiel im Olivenöl vorkommen
  • regelmässiger, aber moderater Alkoholkonsum, vor allem von Wein

Professor Nöthlings zufolge gibt es Studien, die zumindest nahelegen, dass ein hoher Fischkonsum dem Verlust kognitiver Fähigkeiten im Alter vorbeugen könnte. »Welche Inhaltsstoffe des Fisches dafür verantwortlich sind, ist allerdings noch unbekannt. Die Studienlage zu Omega-3-Fettsäuren ist unklar.« Omega-3-Fettsäuren haben eine besondere Bedeutung für den Schutz der Nervenzellen. Der Körper kann sie nicht selbst produzieren und muss sie daher über die Nahrung aufnehmen. Der wichtigste Omega-3-Lieferant ist Fisch. Fleisch sollte hingegen, wenn überhaupt, nur in geringen Portionen gegessen werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, den Konsum auf 300 bis maximal 600 Gramm in der Woche zu begrenzen.

Diese Lebensmittel haben einen positiven Einfluss auf deinen Geist

  • Täglich Obst, Gemüse und Kräuter, möglichst frisch und in Bio-Qualität
  • Sorgen Sie für Abwechslung
  • Verwenden Sie Öle mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren wie Raps- oder Olivenöl
  • Diese Lebensmittel haben einen positiven Einfluss: Beeren (speziell Blaubeeren), Fisch, Bohnen, Blattgemüse, Brokkoli, Kaffee, Leinsamen, Nüsse, Pilze, Quinoa, Süsskartoffeln, Vollkorngetreide, Tee, Avocado
  • Folgende Gewürze haben einen positiven Einfluss: Kurkuma, Zimt, Nelken, Majoran, Piment, Safran, Muskat.
Quelle ORF/YouTube

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Ernährung bei Demenz

Das Ess- und Trinkverhalten von Menschen mit Demenz stellt Angehörige und Pflegekräfte vor besondere Herausforderungen. Denn die Symptome der Erkrankung beeinflussen auch, worauf ein Mensch Lust hat – und worauf nicht. 

  • Gedächtnisstörungen: Sie führen dazu, dass der oder die Betroffene nicht mehr weiss, wann die letzte Mahlzeit war oder was gegessen wurde. Andererseits führen Gedächtnisstörungen dazu, Dinge zu vergessen, die man einmal wusste. Zum Beispiel, wie Speisen zubereitet werden. 
  • Sprachstörungen: Sie führen zunehmend zu Verständigungsschwierigkeiten. Ein Mensch mit Demenz kann nicht mehr mitteilen, dass er hungrig ist oder worauf er Appetit hat. 
  • Kognitive Störungen: Mit der Zeit geht auch das Abstraktionsvermögen verloren, also die Fähigkeit, sich etwas vorzustellen. Das unangenehme Gefühl im Bauch wird dann nicht mehr als Hungergefühl verstanden. Die Folge können Unruhe oder Aggressivität sein. So genannte Kontextstörungen führen dazu, dass die Erkrankten eine Essenssituation nicht erkennen, wenn sie nicht ganz eindeutig gestaltet ist. Schwierigkeiten können auftreten, wenn das Essen abgedeckt auf einem Tablett oder in einer Verpackung serviert wird. 

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Genuss kommt vor Ernährungslehre

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  • Konzentrationsstörungen: Die Betroffenen sind leicht ablenkbar und schaffen es nicht mehr, lange bei einer Sache bleiben. Musik oder Tischgespräche können deshalb hinderlich sein. 
  • Motorische Defizite: Menschen mit schwerer Demenz sind oft nicht mehr in die Lage, mit Besteck zu essen oder die Speisen zum Mund zu bringen. Im Endstadium der Krankheit kommt es oft zu Schluckstörungen.

Fingerfood, Häppchenteller und Appetitanreger für Menschen mit Demenz

Für Thomas Grob, den Küchenchef im Schweizer Demenz-Heim Sonnweid, ist es vor allem wichtig, die Bewohner zum genussvollen Essen zu motivieren, indem er ihre persönlichen Vorlieben erkennt und beachtet. Auch wenn es bedeutet, dass ein Bewohner täglich Torte möchte: 

Die Aufenthaltsdauer der uns anvertrauten Menschen liegt zwischen einem Jahr und drei Jahren. Sie endet in der Regel mit dem Tod des Bewohners. Unter diesen Bedingungen hat eine gesunde Ernährung nicht mehr den gleichen Stellenwert wie bei Menschen, die keine Demenz haben.

Grob beschritt bei Menüplanung für Menschen mit Demenz neue Pfade: Mit einer mobilen Küche und einem mobilen Backofen bringt er appetitanregende und belebende Düfte in die verschiedenen Stationen der Sonnweid. Regelmässig sind er und seine Köche mit einem Schlaraffenlandwagen (ein fahrendes Büffet mit schön präsentierten Köstlichkeiten) im Heim unterwegs.

Für Bewohner mit Schluckstörungen stellt er aromatische Schäume und Breie her. Für Belebung sorgen Gummibärchen, die Energy-Drinks enthalten. Für die chronischen Läufer, die sich nicht gerne an den Tisch setzen, gibt es im ganzen Heim verteilt Häppchenteller. Für die Bewohner, die nicht mehr mit Messer, Gabel und Löffel essen können, gibt es Fingerfood.

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Im späten Stadium der Demenz sind die Betroffenen meist nicht mehr in der Lage, sich selbst zu ernähren. Dann stellt sich die Frage, ob es ethisch vertretbar ist, einen Menschen unter Zwang mit einer Sonde zu ernähren und damit sein Leben künstlich zu verlängern. 

Der Abbruch lebenserhaltender Behandlung ist nicht strafbar, das hat der Bundesgerichtshof in einem Urteil vom 25.06.2010 (Az: 2 StR 454/09) entschieden. Die Grundlage für den straffreien Abbruch bildet jedoch der Patientenwille. Um im Fall einer Krankheit keine Rechtsunsicherheit aufkommen zulassen, kann der Betroffene mit Unterstützung seines sozialen Netzwerks so früh wie möglich eine Patientenverfügung aufsetzen. Und in dieser so deutlich wie möglich formulieren, dass er sich intensiv mit verschiedenen Lebens- und Krankheitsphasen auseinandergesetzt hat.

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> Hier geht’s zu Sarah Straubs »Wohlfühlküche bei Demenz«

> Hier finden Sie die zehn Regeln der DGE für eine ausgewogene Ernährung 

> Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Ernährung in der häuslichen Pflege von Menschen mit Demenz

> Thomas A. Vilgis u.a., Ernährung bei Pflegebedürftigkeit und Demenz – Lebensfreude durch Genuss, Springer, 2015

> Empfehlungen zum Einsatz einer Magensonde bei Demenz 

> Rechtssichere Informationen und Mustervorlagen bietet das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz

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