Alzheimer

Eine Alzheimer-Demenz führt zum Abbau von Nervenzellen im Gehirn. Funktionen wie Gedächtnis, Sprache und Orientierung gehen nach und nach verloren. Alzheimer ist mit gut 60 Prozent die häufigste Form von Demenz.

Einer der wenigen Ärzte, der sich Anfang des 20. Jahrhunderts der Erforschung der damals «Altersblödsinn» genannten Krankheit widmete, war der Nervenarzt und Neuropathologe Alois Alzheimer. 1901 betreute er eine Frau, die unter schweren Gedächtnisstörungen und Wahnvorstellungen litt. Auguste Deter war erst 51 Jahre alt, deshalb schloss Alzheimer aus, dass sie an einer altersbedingten Demenz litt. In zahlreichen Gesprächen protokollierte er ihre schwere geistige Verwirrung und diagnostizierte vorläufig ein «präseniles Irresein».

Als Auguste Deter 1906 starb, liess er sich Proben ihres Gehirns schicken und untersuchte sie unterm Mikroskop. Ihm fielen abgestorbene Nervenzellen mit faserigen Strukturen (Fibrillenbündel) und Ablagerungen zwischen den Zellen (Plaques) auf. Im gleichen Jahr stellte Alzheimer seine Forschungsergebnisse über die «eigenartige Erkrankung der Hirnrinde» auf einer psychiatrischen Fachtagung in Tübingen vor.

Was zu diesen krankhaften Veränderungen führt, wissen Wissenschaftler trotz jahrelangen intensiven Forschungen von Teams in aller Welt noch nicht. Sie gehen davon aus, dass mehrere Faktoren die Ursache sind. Es existiert kein Test, der Alzheimer mit Sicherheit nachweist, schon gar nicht im frühen Stadium. Forscher sind sich indes einig, dass die degenerativen Veränderungen im Hirn schon Jahre oder Jahrzehnte vor ersten wahrnehmbaren Symptomen einsetzen. Das Erkrankungsrisiko steigt mit dem Alter. Weltweit sind 36 Millionen Menschen von Alzheimer betroffen.

Die wahrnehmbare Krankheitsdauer der Alzheimer-Krankheit, auch Alzheimer-Demenz oder Morbus Alzheimer genannt, beträgt im Durchschnitt sieben bis neun Jahre. Es gibt auch seltene Formen der Alzheimer-Krankheit, bei denen sich bereits früher erste Symptome zeigen, manchmal schon im Alter von dreissig Jahren. Es gibt Möglichkeiten, die Krankheit und ihre Folgeerscheinungen zu behandeln oder den Verlauf zu verlangsamen. Aber stoppen lässt sie sich nicht.  

Geschichte

Jahrhundertelang interessierten sich Mediziner und Öffentlichkeit kaum für Demenz. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts änderte sich dies. weiterlesen

Welche Veränderungen im Gehirn führen zu Alzheimer?

Beim Entstehen von Alzheimer haben Forscher im Gehirn zwei verschiedene Eiweissablagerungen ausgemacht, nämlich Plaques aus Beta-Amyloid und Fibrillen aus Tau.  Unser Gehirn ist leistungsfähig: Wir können schwierige Probleme lösen und Neues lernen, wir können nachdenken und uns erinnern. Das ermöglicht ein komplexes Netzwerk im Gehirn, das aus über 100 Milliarden Nervenzellen besteht.

Diese sind durch Kontaktstellen, den so genannten Synapsen, miteinander verbunden. Von den Nervenzellen (Neuronen) werden ständig Informationen und Reize verarbeitet. Diese Informationen werden durch Botenstoffe von Nervenzelle zu Nervenzelle weitergeleitet und schliesslich in verschiedenen Bereichen des Gehirns weiterverarbeitet. 

Bei der Alzheimer-Krankheit sind meist zunächst Synapsen betroffen. Die Kommunikation zwischen den Neuronen funktioniert dann nicht mehr richtig: Informationen können nicht mehr verarbeitet werden. Im Laufe der Erkrankung sterben ganze Nervenzellen ab, das führt zu einem fortschreitenden Abbau der geistigen Fähigkeiten. Einmal verloren gegangene Nervenzellen können nicht wieder ersetzt werden.

Quelle Alzheimer Forschung/YouTube

Bin ich vergesslich oder an Alzheimer erkrankt?

Wenn wir älter werden, lässt unsere Leistungsfähigkeit nach, die geistige wie die körperliche. Das ist eine ganz normale Entwicklung, wir nehmen Informationen nicht mehr so schnell auf wie früher, verarbeiten sie nicht mehr so rasch und brauchen länger, um Aufgaben im Alltag zu erledigen. Zum Beispiel vergessen wir mal eine Verabredung kurzfristig und erinnern uns später wieder. Wir sind zerstreut, wenn viele Dinge gleichzeitig anstehen, wir irren uns im Wochentag und merken es später. Ab und zu finden wir das richtige Wort nicht. Das ist nicht automatisch eine Alzheimer-Demenz. 

Doch wenn das Gedächtnis auffällig nachlässt und es schwerfällt, sich zu orientieren oder zwei Dinge gleichzeitig zu tun, liegt möglicherweise eine leichte kognitive Störung vor. Wenn diese über mehrere Wochen andauern, sollte man sich sicherheitshalber vom Arzt abklären lassen. Denn sie kann eine Vorstufe zu Demenz sein, muss aber nicht. 

Grundsätzlich gilt: Eine sorgfältige Abklärung ist wichtig, um Depressionen oder altersbedingte Vergesslichkeit von einer Demenz zu unterscheiden – je früher, desto besser. Der erste Ansprechpartner kann der Hausarzt sein. Die Untersuchungen sollten dann aber von Spezialisten vorgenommen werden, da die Resultate von Schnelltests bei Hausärzten oft fehlerhaft sind. Steht die Diagnose fest, kann die passende Therapie angewandt werden.

Diagnose

Wer über mehrere Wochen verdächtige Symptome hat, sollte zum Arzt gehen. Die genaue Untersuchung sollten Spezialisten machen, denn Schnelltests beim … weiterlesen

Diese Symptome können auf Alzheimer hinweisen

  • Schwierigkeiten beim Planen und Problemlösen
  • Starke Vergesslichkeit, speziell das Kurzzeitgedächtnis ist betroffen
  • Probleme mit gewohnten Tätigkeiten
  • Räumliche und zeitliche Orientierungsprobleme
  • Wahrnehmungsstörungen 
  • Verlegen von Gegenständen
  • Verlust von Eigeninitiative und Rückzug aus dem sozialen Leben
  • Persönlichkeitsveränderungen, Stimmungsschwankungen ohne erkennbaren Grund

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Wie eine Alzheimer-Demenz verläuft

Fachleute teilen den Verlauf der Krankheit in drei Stufen ein, und zwar in ein frühes, mittleres und spätes Stadium. Die frühe Phase beginnt mit dem Auftreten der ersten Symptome. Forscher gehen davon aus, dass sich die Erkrankung bereits davor bis zu 30 Jahre lang im Körper entwickelt. In dieser Zeit gleicht das Hirn entstehende Schwächen aus, sodass diese lange nicht auffallen. 

Frühes Stadium

Das Kurzzeitgedächtnis lässt nach. Der Betroffene verlegt oft Dinge und vergisst häufig etwas: den Schlüssel oder einen Termin. Zudem fällt es ihm schwer, Informationen aufzunehmen und sich auf Gespräche zu konzentrieren. Das Sprachvermögen schwindet, Worte fehlen. Auch die Denkfähigkeit ist gestört: Komplexe Aufgaben sind schwer zu bewältigen. In fremder Umgebung ist die räumliche Orientierung schwierig und immer häufiger kommt das Zeitgefühl abhanden. Welcher Tag ist heute? Wie spät könnte es sein? 

Diese Phase ist für die Erkrankten belastend, sie spüren, dass die geistigen Fähigkeiten nachlassen und reagieren oft mit Angst, Ärger und Scham. Manche werden aggressiv oder depressiv. Meist versuchen sie, ihre Schwächen zu verbergen, indem sie sich Merkzettel schreiben oder andere für ihre verlegten Sachen verantwortlich machen. Betroffene ziehen sich zurück, wenn sie erkennen, dass mit ihrem Geist etwas nicht in Ordnung ist. Sie meiden Gesellschaft, weil sie Gesprächen nicht mehr folgen können, und bleiben zuhause in vertrauter Umgebung, wo sie sich sicherer fühlen.

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Mittleres Stadium

Die Symptome verstärken sich. Der Kranke kann sich immer weniger merken und vergisst allmählich auch Ereignisse und Personen aus weiter zurückliegenden Lebensphasen. Er lebt zunehmend in seiner Vergangenheit, nimmt sich häufig jünger wahr, als er ist. Die Ehefrau kann zur Oma werden, der Sohn zum Vater. Das ist für die Familie schmerzhaft. Unterhaltungen gelingen kaum mehr, Worte fehlen.

Für den Erkrankten im mittleren Stadium wird es schwierig, den Alltag allein zu bewältigen: Anziehen, einkaufen, essen können kaum lösbare Aufgaben werden. Jetzt ist er auf Hilfe angewiesen, möglicherweise wird er inkontinent, das bedeutet, dass er Harn und Stuhlgang nicht mehr kontrollieren kann. Oft ist der Tag-Nacht-Rhythmus gestört. Generell haben Kranke in diesem Stadium ein grosses Bewegungsbedürfnis, sie sind unruhig, manchmal auch aggressiv, ängstlich und misstrauisch. Mitunter verdächtigen sie Angehörige oder Pfleger, sie bestohlen zu haben. Wahnvorstellungen und Halluzinationen, die alle Sinneswahrnehmungen betreffen können, verstärken dieses Misstrauen.

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Spätes Stadium

Der Mensch mit Alzheimer-Demenz baut jetzt geistig stark ab, kann oft nicht mehr sprechen, sich erinnern, erkennt Freunde und Angehörige nicht mehr. Aber er kann fühlen. Sanfte Berührungen empfindet er oft als angenehm, auch altbekannte Lieder und vertraute Gerüche. Der kognitive Verfall, wird jetzt von körperlichen Symptomen begleitet, weil die Krankheit entsprechende Steuerungsbereiche im Gehirn befällt.

Wenn der Patient noch laufen kann, tut er das beispielsweise vornübergebeugt und trippelnd. Die Muskeln verspannen sich, der Schluckreflex setzt häufig aus. Der Kranke ist auf Betreuung angewiesen. Menschen mit Alzheimer sterben an verschiedenen Auswirkungen der Krankheit. Manche können wegen Schluckstörungen keine Nahrung mehr aufnehmen. Weil die Krankheit das Immunsystem schwächt, sterben viele Patienten an Lungenentzündungen oder anderen Infekten.

Krankheitsverlauf

Der Verlauf einer Demenz ist von vielen Faktoren abhängig. Dazu gehören die Form der Demenz, das Alter, der Lebenswandel sowie … weiterlesen

> Michael Schmieder und Uschi Entenmann: «Dement, aber nicht bescheuert. Über einen neuen Umgang mit Demenz», Ullstein, 2015

> Inge Jens: «Langsames Entschwinden. Vom Leben mit einem Demenzkranken», Rowohlt, 2016

> Arno Geiger: «Der alte König in seinem Exil», Hanser, 2012

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