Kinder

Wenn Angehörige demenzkrank werden, sollte man Kinder behutsam aufklären. Im Umgang mit den Kranken handeln Kinder oft intuitiv richtig.

Wieso ist Opa plötzlich so komisch? Warum weiss Oma nicht mehr, wie ihre Enkelin heisst? Und weshalb läuft der alte Mann aus dem Nachbarhaus nachts im Schlafanzug auf die Strasse? Warum drehen sich die gewohnten Rollen um? Erwachsenen fällt es oft schwer, Erklärungen zu finden, die auch Kinder verstehen und nachvollziehen können

Doch es ist wichtig, eben diese Erklärungen zu finden. Denn zum Alltag von Kindern und Jugendlichen gehört häufig auch das Erleben von Demenz, wie eine Untersuchung des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) von 2016 zeigt. Demnach haben knapp ein Drittel (29 Prozent) der Kinder und Jugendlichen in Deutschland einen Familienangehörigen mit einer Demenz. 

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Die meisten von ihnen empfinden in diesem Zusammenhang Belastungen. So macht es 58 Prozent traurig, wie sich der Erkrankte aus ihrer Sicht verändert. 30 Prozent sind sich unsicher, wie sie mit ihm umgehen sollen. Und jedes vierte Kind äussert Angst, dem Verwandten könne etwas zustossen

Krankheit verändert Familie

An Demenz erkrankt immer nur ein einzelner Mensch – aber die Krankheit verändert die ganze Familie. Alle erleben die allmähliche Veränderung, die ständig gleichen Fragen, die Vergesslichkeit, die Stimmungsschwankungen, das Weglaufen und manchmal auch aggressive Anfälle

Alle müssen lernen, damit umzugehen – Eltern wie Kinder oder Enkel. Deshalb sollte der Nachwuchs mit seinen Fragen und Gefühlen nicht allein gelassen werden. Kinder beobachten sehr genau und wollen jede Menge wissen. Nicht immer fällt es leicht, darauf zu reagieren. 

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Wie das gehen kann, beantwortet die Münchner Journalistin Peggy Elfmann in ihrem Blog «Alzheimer und wir». Elfmann schreibt dort über ihre Mutter, die mit 55 Jahren an Demenz erkrankt ist, über den Fortlauf der Krankheit und was das mit ihr und ihrer eigenen Familie macht. 

➔ Etliche der Fragen, die Elfmanns Kinder gestellt haben, hat sie in einem Blog samt Antworten aufgeschrieben

Zu Gesprächen über Demenz gehört auch das Reden über Emotionen. Die Krankheit selbst und was sie für den Betroffenen bedeutet, das ist eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite steht das Leben der Familie, der Verwandtschaft, des vertrauten Freundeskreises, welches einer grossen Veränderung unterworfen ist.

Oft fühlen sich pflegende Erwachsene traurig, überfordert und gestresst. Kinder bekommen das hautnah mit und erleben dies möglicherweise wiederum selbst als Belastung. Viele schämen sich auch vor ihren Freunden für an Demenz erkrankte Grosseltern. In diesen wie vielen anderen Fällen helfen vertrauensvolle, zugewandte Gespräche mit den Kindern. 

So helfen Erwachsene den Kindern beim Umgang mit Menschen mit Demenz

  • Kinder in das Thema Demenz einbeziehen: Kinder finden sich mit Veränderungen viel besser zurecht, wenn sie adäquat unterstützt und informiert werden.
  • Kinderbücher zum Thema gemeinsam lesen: Nimmt Angst und dient als Gesprächsanregung  (zB „Der Fuchs, der den Verstand verlor“)
  • Kontakt bewahren: Grosseltern sind meist wichtige Bezugspersonen. Ein eingeschränkter Kontakt zu ihnen bedeutet für Kinder einen grossen Verlust.
  • Ehrliche Antworten geben: Antworten Sie auf Fragen des Kindes zwar kindgerecht, aber nicht beschönigend. Die meisten Demenzerkrankungen sind nicht heilbar. Seien Sie ehrlich zu Ihrem Kind, das bewahrt sie vor Enttäuschungen.
  • Neue Perspektive einnehmen: Menschen mit Demenz sind zwar vergesslich und kognitiv eingeschränkt, bleiben aber im Herzen die Menschen, die sie immer waren.
  • Achten Sie auf eine wertfreie Kommunikation (Vorbildfunktion): Ihr Kind wird schnell merken, wie ein guter Umgang mit demenzbetroffenen Grosseltern gelingt. Mit Ihrem Vorbild fällt es leichter (zum Beispiel keine korrigierende sondern annehmende Kommunikation).

➔ Hier geht’s zu einem Flyer über Kinder und Menschen mit Demenz 

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Kinder sind meist sehr feinfühlig und verständnisvoll. Mit Unterstützung können sie lernen, gut mit der Erkrankung umzugehen. Je nach Alter kann ihnen auch ausführlicher erklärt werden, was im Gehirn eines an Demenz erkrankten Menschen passiert. Das Wissen um die Krankheit reduziert die Angst und ermöglicht einen zugewandten, liebevollen Umgang. 

Werden Kinder älter, können sie sich mit in die Pflege einbringen – wenn sie das möchten. Tatsächlich kümmern sich in Deutschland dem Bundesfamilienministerium zufolge rund 479.000 der 10-bis 19-Jährigen um Familienangehörige. Solche Hilfen reichen vom Einkauf über Vorlese- und Spielstunden bis zur emotionalen Unterstützung und eigentlichen Pflegediensten. Das ist viel und es fordert viel. 

➔ Hier geht es zum Interview mit Bo, der seine demenzkranke Grossmutter pflegte 

Erwachsene sollten die Heranwachsenden gut im Auge haben, um bei Überforderung direkt zu reagieren. Regelmässige, zugewandte Gespräche helfen, die Situation zu reflektieren und den Jugendlichen Hilfe zu bieten, wo immer sie sie brauchen. «Wer anderen hilft, braucht selbst manchmal Hilfe»: So lautet das Motto von «Pausentaste», einem Angebot des Bundesfamilienministeriums für Kinder und Jugendliche, die sich um ihre Familie kümmern.

Dort findet sich unter anderem die Geschichte von Bo, der als Jugendlicher knapp drei Jahre lang seine an Demenz erkrankte Grossmutter pflegte. Die Initiative bietet Beratungen (online und Präsenz), ein Kinder- und Jugendtelefon sowie Workshops: www.pausentaste.de

➔ Hier geht es zum Interview mit Bo, der seine demenzkranke Grossmutter pflegte 

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Die Internet-Seite «Afi Kids» erklärt altersgerecht Kindern im Alter zwischen sechs und zehn Jahren die Krankheit und bietet auch eine Vielzahl von Möglichkeiten – wie Buch- und Basteltipps –, um sich mit dem Thema spielerisch auseinanderzusetzen. www.afi-kids.de

Für Kindergartenkinder gestaltet ist das Projekt «Kindern Demenz erklären» (KIDZELN). In zehn Spielmodulen, die jeweils eine Stunde dauern, veranschaulicht das Projekt verschiedenste Aspekte eines Themas mit unterschiedlichen didaktischen Methoden auf spielerische Weise. 

«Was hat Oma?» ist ein Online-Lernspiel für Kinder zum Thema Demenz: http://www.was-hat-oma.de/index.php

Mehr Links und Literaturtipps, um Kindern den Zugang zum Thema Demenz zu erleichtern: https://www.alzheimer-bw.de/demenz-mehr-erfahren/kindern-demenz-erklaeren/

Liste mit Büchern für Kinder, nach Alter geordnet: https://www.alzheimerforum.de/2/16/2/2162inh.html

Online lesen: Mit «Isa und der verschwindende Grossvater» versetzt Sophia Martineck die Leser in die Geschichte von Isabel und ihrem an Demenz erkrankten Grossvaterhttps://www.pausentaste.de/graphic-novels/isa-und-der-verschwindende-grossvater.html

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