Weglaufen

Das Gehen hilft Menschen mit Demenz, aktiv zu bleiben und Konflikte zu bewältigen. Damit das rastlose Herumwandern nicht zur Belastung wird, braucht es Verständnis und ein geeignetes Umfeld.

Als Weglauftendenz wird der Drang von Menschen mit Demenz bezeichnet, herumzuwandern und ihr Zuhause zu verlassen. Inzwischen benutzt man in Fachkreisen dafür auch den Begriff Hinlauftendenz, weil sich die Betroffenen meistens mit einem Ziel auf den Weg machen. Grundsätzlich ist Bewegung für Menschen mit Demenz beruhigend und gut. Das Laufen vermittelt ihnen eine Entscheidungsfreiheit, die das Selbstwertgefühl stärken und sich positiv auf ihre Stimmung auswirken kann.

Für viele Menschen mit Demenz ist das Gehen eine der letzten Ressourcen, die ihnen geblieben ist. Sie leben damit ihren Bewegungsdrang aus und bauen Spannungen ab. Das Gehen kann auch eine Reaktion sein auf eine unangenehme Situation, zum Beispiel auf Schmerzen, Reizüberflutung oder Überforderung

Manche Menschen mit Demenz gehen weg, weil sie eine Aufgabe zu erledigen haben. Sie wollen zum Beispiel zur Arbeit, zum Einkaufen oder einen Botendienst erledigen. Ab dem mittleren Stadium der Krankheit kann das rastlose Herumwandern zur Belastung werden. »Jetzt kommt er schon wieder«, heisst es dann. Menschen mit Demenz können die Orientierung verlieren und nicht mehr zurückfinden, in unwegsamem Gelände oder in der Dunkelheit stürzen oder Hindernisse übersehen.

Oft sind Menschen mit Demenz mit dem Strassenverkehr überfordert und riskieren einen Unfall. Gefährlich kann es werden, wenn sie auf die regelmässige Einnahme von Medikamenten angewiesen sind, etwa als Diabetiker. In jedem Fall gilt: Wenn der Vermisste nicht innerhalb eines angemessenen Zeitraums gefunden werden kann, sollte die Polizei gerufen werden

Risiken und Sicherheitsmassnahmen bei Demenz

Menschen mit Demenz sollen sich möglichst frei bewegen können. Fühlen sie sich eingeengt oder eingeschränkt, etwa durch abgeschlossene Türen oder Fenster, weckt das meistens Unruhe, manchmal Aggressionen oder Panik. Es gibt eine Reihe von Massnahmen, mit der unruhige Menschen mit Demenz dennoch geschützt werden können:

  • Einen abgesicherten Bewegungsspielraum verschaffen, mit angemessenen alltäglichen Aufgaben betrauen.
  • Sie beim Gehen begleiten, auch Menschen aus dem Umfeld vorschlagen, dies zu tun.
  • Vorsorglich sollten Menschen mit Demenz immer ihre Kontaktdaten und die Telefonnummer der Angehörigen oder Pflegenden bei sich tragen, etwa in Form eines SOS-Anhängers oder einer in die Kleidung eingenähten Adressetikette.

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Wenn die Ressource zum Problem wird

Immer in Bewegung bleiben! Dies ist ein guter Ansatz. Bewegung ist gesund und gibt eine gute Laune. Aber längst nicht … weiterlesen

  • Nachbarn oder Geschäfte in der Umgebung können vorsorglich um Aufmerksamkeit gebeten werden und eine Nummer für den Notfall erhalten. Auch bei der Polizei können entsprechende Informationen hinterlegt werden.
  • Es gibt technische Vorrichtungen, die Angehörige oder Pflegende darauf aufmerksam machen, wenn der Mensch mit Demenz überraschend nach draussen will, etwa Sensormatten oder Türkontaktsysteme, die ein Signal an den Betreuenden senden. 
  • Der Erkrankte kann mit einem GPS-Sendegerät in Form einer Armbanduhr oder einer Halskette ausgestattet werden. Verlässt der Mensch mit Demenz einen vorher auf dem Gerät festgelegten Bereich, erhält die Betreuungsperson auf ihr Smartphone oder ihren Computer automatisch eine Meldung über seinen genauen Aufenthaltsort. Die Ortung wird in kurzen Zeitabständen wiederholt. 

Hundertprozentige Sicherheit geben diese Massnahmen nicht. Und Vorkehrungen wie etwa Bettgitter sind problematisch: Bei stationärer Betreuung muss in jedem Einzelfall ein richterlicher Beschluss eingeholt werden. Zudem droht ein noch grösseres Risiko, wenn der Betroffene das Gitter überklettern will. Natürlich haben auch Menschen mit Demenz ein Grundrecht auf persönliche Freiheit. Deshalb ist die Wahl der Mittel zur Verhinderung des Weglaufens immer ein Spagat.

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«Denken findet nicht im Kopf statt»

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> Hier finden Sie einen Flyer der Malteser mit Tipps zum Umgang mit Weglauftendenz

> Hier geht’s zur Broschüre «Ich will nach Hause» der Alzheimer Gesellschaft Baden Württemberg

> allgemeine Informationen und Tipps zur Weglauftendenz

> Mary Marshall, Kate Allen, Ich muss nach Hause – Ruhelos umhergehende Menschen mit einer Demenz verstehen, Verlag Hans Huber, 2011

> Arno Geiger, Der alte König in seinem Exil, Hanser Verlag, 2011

Orientierung

Die Fähigkeit zur Orientierung ist eine komplexe Leistung des menschlichen Gehirns. Im Alter lässt sie meistens nach, und im Verlauf … weiterlesen

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Dank GPS-Ortungssystemen können sich Menschen mit Demenz freier und sicherer bewegen. Davon profitieren Betroffene und Angehörige. weiterlesen

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