Demenz

Demenz ist eine chronische Erkrankung des Gehirns. Sie gehört zu den häufigsten und folgenschwersten Erkrankungen im Alter.

Demenzerkrankungen bezeichnen den Abbau geistiger Funktionen aufgrund von hirnorganischen Prozessen. Der Begriff Demenz, lateinisch dementia, bedeutet wörtlich übersetzt »ohne Geist«, weshalb er mitunter ungern verwendet wird, da er die Realität nicht abbildet. Neben der abnehmenden Erinnerungs- und Lernfähigkeit kommt es bei Demenz zur Einschränkung des Denkens sowie zu Sprach- und Orientierungsproblemen. Ferner tauchen verhaltensbezogene Auffälligkeiten und Wesensveränderungen auf. 

Ein einheitliches Krankheitsbild gibt es nicht, der Verlauf ist bei jedem Betroffenen individuell und hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Dazu gehören das Alter des Erkrankten, seine Persönlichkeit und seine körperliche und geistige Verfassung. Auch das Bildungsniveau und die sozialen und ökonomischen Lebensumstände können den Krankheitsverlauf beeinflussen. 

Welche Stadien eine Demenz hat

Bei leichter Demenz leidet der Betroffene unter kognitiven Störungen, die ihn bei der Bewältigung von Aufgaben zwar einschränken, ihn aber im Alltag noch nicht von ständiger Unterstützung abhängig machen. Dies tritt meist erst bei mittelschweren Stadien ein, obwohl auch dann noch einige Fähigkeiten vorhanden sein können. Im Krankheitsstadium der schweren Demenz ist der Betroffene nicht mehr in der Lage, auch die einfachsten Alltagsanforderungen zu bewältigen und braucht permanente pflegerische Versorgung. Die Lebenserwartung nach Beginn der Symptome beträgt durchschnittlich acht bis zehn Jahre. 

Welche Demenzformen wie häufig vorkommen

Man unterscheidet zwischen primären und sekundären Formen der Demenz. Bei den primären Formen, die neunzig Prozent aller Fälle ausmachen, beginnt der Krankheitsprozess direkt im Hirn. Weltweit sind 36 Millionen Menschen davon betroffen, in Deutschland fast 1,5 Millionen.

Alzheimer ist mit rund sechzig Prozent aller diagnostizierten Fälle die häufigste primäre Form. Die zweithäufigste Demenzform ist mit zehn bis zwanzig Prozent die gefässbedingte oder vaskuläre Demenz. Sekundäre Demenzen entstehen als Folge anderer Erkrankungen, etwa Diabetes, Schlaganfälle oder Hirntumore. Während primäre Demenzformen als unheilbar gelten, sind bei sekundären Arten Heilungschancen nicht ausgeschlossen. 

Welche Ursachen und Risikofaktoren es gibt

Für einige Demenzformen gelten die Ursachen inzwischen als weitgehend geklärt, bei anderen Formen aber fehlen eindeutige Erkenntnisse zur Entstehung. Bei der Alzheimer-Demenz sterben Nervenzellen im Gehirn nach und nach ab, und die Verbindung zwischen ihnen geht verloren.

Forschungen deuten darauf hin, dass Ablagerungen des Proteins Beta-Amyloid, sogenannte Plaques, die Entstehung der Krankheit mitverursachen oder begünstigen. Was aber genau Alzheimer auslöst und wie sich Proteinablagerungen auswirken, ist nicht wirklich klar.

Bei Krankheiten der Hirngefässe (vaskuläre Demenzen) verursachen Durchblutungsstörungen in tief liegenden Hirnregionen das Absterben der Nervenzellen und die Schädigung von Nervenfasern. Oft kommt diese Demenzform in Verbindung mit der Alzheimer-Krankheit vor, besonders bei Menschen, die im höheren Alter erkranken.

Generell steigt mit zunehmendem Alter die Häufigkeit von Demenz stark an, von knapp zwei Prozent bei den unter 70-jährigen auf 30 Prozent bei den über 90-jährigen. Weitere Risikofaktoren sind Depressionen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Herzrhythmusstörungen, übermässiger Alkoholkonsum, Rauchen und Übergewicht. Auch geistige, soziale und körperliche Inaktivitäten steigern das Risiko für demenzielle Erkrankungen.

Die wichtigsten Risikofaktoren von Demenz sind:

  • Alter
  • geistige Inaktivität
  • Hörprobleme
  • Alkoholmissbrauch
  • Übergewicht
  • Bluthochdruck
  • Rauchen
  • Depression
  • soziale Isolation
  • Bewegungsmangel
  • Luftverschmutzung
  • Diabetes
Quelle Marcus May demenzjournal/YouTube

Die Symptome und Diagnose einer Demenz

Es ist ganz normal, dass die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit im Alter nachlässt, und auch gelegentliche Vergesslichkeit ist kein Grund zur Sorge. Wenn folgende Warnzeichen aber über mehrere Monate anhalten oder schlimmer werden, sollte zur Abklärung ein Arzt aufgesucht werden:

  • keine Erinnerung an kurz zurückliegende Ereignisse
  • Schwierigkeiten, gewohnte Tätigkeiten auszuführen, die aus mehreren Schritten bestehen
  • Wortfindungsstörungen
  • nachlassendes Interesse an Arbeit, Hobbys und Kontakten
  • Schwierigkeiten, sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden
  • fehlender Überblick über finanzielle Angelegenheiten
  • Fehleinschätzung von Gefahren
  • ungekannte Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und Misstrauen
  • hartnäckiges Abstreiten von Irrtümern oder Verwechslungen

Bei Verdacht auf eine Demenz sollte zunächst der Hausarzt aufgesucht werden, der den Patienten zur genauen Abklärung und Diagnose an Spezialisten (zum Beispiel Memory-Kliniken) überweist. Dort kann im Patientengespräch und mithilfe von Demenztests die Diagnose gestellt werden. 

Zum Einsatz kommen auch körperliche Untersuchungen, Labortests und bildgebende Verfahren wie CT oder MRT, um andere Krankheiten als Verursacher der Symptome auszuschliessen. Die frühe Erkennung einer Demenz kann massgeblich dazu beitragen, dass der Betroffene so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben führen kann. 

demenzjournal

Diese Veränderungen weisen auf die Alzheimer-Krankheit hin

Viele ältere Menschen deuten aus Angst vor Alzheimer gewisse Defizite falsch. Symptome wie Vergesslichkeit oder Überforderung können auch altersbedingt auftreten. weiterlesen

Die möglichen Behandlungen einer Demenz

Demenz ist nicht heilbar, dennoch kann eine geeignete Behandlung die Lebensqualität des Betroffenen verbessern und den Verlauf der Erkrankung verlangsamen. Bei der medizinischen Therapie von Demenzen werden vor allem Antidementiva wie Acetylcholinestarasehemmer eingesetzt. Die Wirkung dieser Medikamente ist aber umstritten; verschiedene Länder haben sie von der Liste der kassenpflichtigen Medikamente genommen. Andere Behandlungen zielen darauf ab, die verbleibenden Fähigkeiten des Patienten zu trainieren, etwa das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit, die Orientierung oder die Alltagsbewältigung.

Man spricht bei einer Demenz auch von der Krankheit des Umfelds. Menschen mit Demenz haben eine bessere Lebensqualität, wenn sie nicht dauernd mit unseren Vorstellungen – und damit mit ihren Defiziten – konfrontiert werden. Die Betreuenden müssen sich in ihre Gefühls- und Gedankenwelt einlassen. Sie sollen den Betroffenen den Raum lassen, in dem sie ihren Anarchismus und Freigeist ausleben können.

Bei fortgeschrittener Demenz kann zum Beispiel die Methode der Validation Entlastung für den Patienten bringen. Diese spezielle Kommunikationsmethode macht sie ruhiger, weil sie sich verstanden fühlen. Auch die Methode der basalen Stimulation, die mit Berührungen, Musik, Gerüchen oder dem Geschmackssinn arbeitet, kann selbst stark eingeschränkte Demenzkranke dazu anregen, den eigenen Körper und die Aussenwelt wahrzunehmen. In jedem Stadium der Demenz sind Aktivierung, Beschäftigung und menschliche Zuwendung die wichtigsten Behandlungsansätze, um das Befinden der Betroffenen zu verbessern.

> Hier gibt’s eine ausführliche Liste von Hilfsangeboten und Anlaufstellen 

> Hier geht’s zur den Angeboten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft 

> Hier geht’s zu den Angeboten von Alzheimer Schweiz 

> Michael Schmieder, Uschi Entenmann, Dement, aber nicht bescheuert. Für einen neuen Umgang mit Demenzkranken, Ullstein 2016 

> Udo Baer, Gabi Schotte-Lange, Das Herz wird nicht dement, Rat für Pflegende und Angehörige, Beltz, 2017 

Quelle explainity/YouTube
Quelle DAG/YouTube

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