Krankheitsverlauf

Der Verlauf einer Demenz ist von vielen Faktoren abhängig. Dazu gehören die Form der Demenz, das Alter, der Lebenswandel sowie der seelische und körperliche Zustand des Betroffenen. 

Demenz ist der Oberbegriff für mehr als hundert Krankheiten mit ähnlichen Symptomen. Gemeinsam ist allen, dass im Verlauf der Erkrankung die kognitiven Leistungen der Patienten schwinden. Zunehmend beeinträchtigt sind das Gedächtnis, das Auffassungs- und Denkvermögen, die Sprache und die Orientierung. In Abhängigkeit vom Ausmaß der Bewältigung des Alltags wird der Schweregrad der Demenz oft in drei Stadien eingeteilt, wobei die Übergänge dazwischen fließend sind. 

Was eine leichte, mittlere und schwere Demenz sind

Bei einer leichten Demenz können komplexe tägliche Aufgaben nicht mehr ausgeführt werden, eine selbstständige Lebensführung ist aber meistens noch möglich. Dies ist bei der mittelschweren Demenz nicht mehr der Fall, die Betroffenen sind auf fremde Hilfe angewiesen, wenngleich nicht rund um die Uhr. Bei der schweren Demenz ist eine solche dauerhafte Betreuung unverzichtbar, fast alle Erkrankten sind bettlägerig und brauchen eine palliative Betreuung und Pflege.

Wie die Krankheit letztlich bei den einzelnen Betroffenen verläuft ist abhängig von der Demenzform und von Einflussfaktoren wie körperliche Erkrankungen, der Gestaltung des Umfelds und der pflegerischen Zuwendung. Eine unterstützende und fördernde Betreuung, die den Menschen mit seinen Veränderungen annimmt, sowie soziale Teilhabe und Kontakte können den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Überforderung, etwa durch zu viele Reize oder Krankenhausaufenthalte können die Symptome hingegen verstärken.

Wie eine Alzheimer-Demenz verläuft

Bei der Alzheimer-Demenz verschlechtert sich der Zustand der Betroffenen meistens kontinuierlich. Charakteristisch ist der schleichende, nahezu unmerkliche Beginn der Krankheit. Anfangs treten leichte Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und Stimmungsschwankungen auf, die Lern- und Reaktionsfähigkeit nimmt ab, und erste Sprachprobleme treten auf. 

Viele Betroffene ziehen sich zurück und vermeiden neue oder ungewohnte Situationen. Im weiteren Krankheitsverlauf sind Alzheimer-Patienten zunehmend auf Unterstützung bei der Körperpflege, dem Toilettengang oder den Mahlzeiten angewiesen. Oft geht das Zeit- und Ortsgefühl verloren, die Sprache wird undeutlich und vertraute Gesichter werden nicht mehr erkannt. Die Betroffenen können sich immer weniger an wichtige Ereignisse aus ihrem Leben erinnern. 

Manche zeigen auch starke Stimmungsschwankungen, sind unruhig und nervös oder haben aggressive Ausbrüche. Im Spätstadium der Alzheimer-Demenz ist die Verständigung mit Worten kaum mehr möglich, vermehrt treten auch Gehschwäche und Schluckstörungen auf. Betroffene können Blase und Darm nicht mehr kontrollieren, die Mobilität ist stark eingeschränkt, und es können Krampfanfälle auftreten. Weil auch das Immunsystem ist geschwächt ist, steigt die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten. Viele Alzheimer-Patienten sterben an Lungenentzündungen.

Demenzformen

Demenz ist ein Überbegriff für chronische Gehirnerkrankungen. Sie beeinträchtigen vor allem das Gedächtnis und führen zum Verlust der Selbständigkeit. weiterlesen

Wie eine Vaskuläre Demenz verläuft

Bei Vaskulären, also gefässbedingten Demenzen lässt sich der Krankheitsverlauf kaum eindeutig vorhersagen. Der Verlauf hängt vor allem von der Art und dem Ort der Gehirnschädigung und von Begleiterkrankungen der Betroffenen ab. In vielen Fällen treten die Symptome plötzlich auf, etwa nach einem Schlaganfall. Oft verschlechtert sich die vaskuläre Demenz nicht kontinuierlich, sondern eher schubweise.

Viele Betroffene haben längere stabile Phasen, bis sich ihr Zustand wieder schnell verschlechtert. Bei manchen Patienten gibt es sogar Zeiten, in denen sich die Symptome verbessern. Kennzeichnend für die vaskuläre Demenz ist auch, das die Leistungsfähigkeit der Betroffenen innerhalb eines Tages stark schwanken kann. 

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Der Krankheitsverlauf hängt ebenso davon ab, ob die Patienten zusätzlich zur vaskulären Demenz auch eine Alzheimer-Demenz entwickeln. Eine weit fortgeschrittene vaskuläre Demenz unterscheidet sich in ihrem Verlauf kaum mehr von einer Demenz vom Typ Alzheimer. Generell ist die Lebenserwartung der Patienten oft verkürzt, viele sterben an Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Lungenentzündung. 

Wie eine Frontotemporale Demenz verläuft

Die Frontotemporale Demenz beginnt meistens zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr, kann aber auch bei wesentlich jüngeren Menschen auftreten. Zu Beginn der Erkrankung haben die Betroffenen oft ein gestörtes Sozialverhalten und sind teilnahmslos oder auch aggressiv. Ihre Persönlichkeit verändert sich oft so sehr, dass Angehörige sie kaum wiedererkennen.  

Orientierungs- und Gedächtnisstörungen sind bei einer Frontotemporalen Demenz weniger ausgeprägt als bei Alzheimer und setzen meistens auch später ein. Im weiteren Verlauf treten Sprachstörungen auf, und die Betroffenen kommen im Alltag nur noch schwer zurecht. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung erkennen sie bekannte Gesichter nicht mehr, viele Patienten werden inkontinent und bettlägerig. Die durchschnittliche Lebenserwartung wird auf rund acht Jahre nach der Diagnosestellung geschätzt, es gibt aber auch Betroffene die früher oder deutlich später sterben.

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Wie eine Lewy-Body-Demenz verläuft

Die Lewy-Body-Demenz beginnt meistens ab dem 65. Lebensjahr und entwickelt sich unterschiedlich schnell. Im Krankheitsverlauf kommt es zu fortschreitenden Gedächtnisstörungen, charakteristisch ist aber, dass die geistigen Fähigkeiten, die Aufmerksamkeit und die Wachheit im Tagesverlauf stark und schnell schwanken können. Manchmal sind die Erkrankten nicht ansprechbar, kurz darauf aber wieder klar und orientiert. 

Typischerweise haben die Betroffenen schon zu Beginn ihrer Erkrankung optische Halluzinationen, die sehr detailliert erlebt werden. Viele schlafen auch sehr unruhig und mit heftigen Bewegungen oder Lautäusserungen, weil sie ihre Träume als real erleben. Oft kommt es viel früher als bei anderen demenziellen Erkrankungen zu einer Harn-Inkontinenz.

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Im weiteren Krankheitsverlauf treten Symptome auf, die einer Parkinson-Erkrankung ähneln, etwa Zittern der Hände, versteifte Bewegungsabläufe und unsicherer Gang. Die Betroffenen stürzen deshalb häufig und verlieren das Bewusstsein. Wegen der Sturzgefahr und der eingeschränkten Mobilität werden sie schliesslich bettlägerig. Im Endstadium kommt es meistens zu Schluckstörungen und dadurch zu Lungenentzündungen, die zum Tod führen.

> Stefanie Becker, Demenz – Den Alltag mit Betroffenen positiv gestalten, Beobachter, 2018

> Wißmann, Steinauer, Könemann, Herausforderung angenommen! Unser neues Leben mit Demenz, Hogrefe, 2021

> Broschüre «Demenz – Diagnose, Behandlung und Betreuung» von Alzheimer Schweiz

> Broschüre «Was kann ich tun» der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

> Informationen von Alzheimer Schweiz, was nach der Diagnose zu beachten ist

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