An- und Auskleiden
Bei einer Demenz gehen erlernte Fähigkeiten zunehmend verloren. Dazu gehören auch alltägliche Dinge wie das Ankleiden. Anfangs dauert es vor allem länger, und eine grosse Auswahl an Kleidungsstücken verwirrt; die Auswahl fällt schwerer. Das Schliessen von Knöpfen und Reissverschlüssen, das Binden von Schleifen wird zu einer Herausforderung. Im Alter erschweren die eingeschränkte Bewegungsfreiheit und eventuelle Schmerzen den Ablauf zusätzlich.
Trotz solcher Widrigkeiten gilt: Menschen mit Demenz sollten möglichst lange ermutigt werden, sich selbst anzukleiden, um ihre Selbständigkeit zu erhalten. Dabei sollten die persönlichen Gewohnheiten nach Möglichkeit berücksichtigt werden, denn Routine funktioniert meist am besten bei alltäglichen Aktivitäten.
Tipps für das An- und Auskleiden bei Demenz
- Lasse die oder den Betroffenen so unabhängig wie möglich vorgehen. Beobachte vor allem und biete schrittweise Hilfe an. Nehmt euch genug Zeit!
- Zeige der Person gegebenenfalls, wie es geht und hilf, wenn es nötig wird. Lasse dein Gegenüber dann selbst weitermachen.
- Lege die Kleidung bei Bedarf abends schon für den nächsten Tag zurecht. Achte dabei auf die richtige Reihenfolge. Zieht dein Angehöriger als erstes die Unterwäsche an, liegt diese obenauf.
- Viel Auswahl verwirrt. Häufig befinden sich zahlreiche Kleider im Schrank, die nicht mehr passen oder nicht getragen werden. Reduziere diese nach und nach. Trennen Sie Winter- und Sommergarderobe. Hilf bei Entscheidungen, indem du fragst: »Möchtest Du die blaue oder die rote Bluse anziehen?« statt: »Was möchtest Du heute anziehen?«
- Bevorzuge, wo es möglich ist, Kleider, die einfach in der Handhabung sind. Eine Hose oder ein Rock mit elastischem Bund ist leichter richtig anzuziehen als ein Kleidungsstück mit Knöpfen oder Häkchen. Klett- oder Reissverschlüsse an Schuhen lassen sich leichter schliessen als Schnürsenkel.
- Hänge Erinnerungs-Zettel auf. So könnte an der Haustür im Winter stehen: »Mantel, Handschuhe, Schal und Mütze nicht vergessen«. Im Badezimmer könnte ein Zettel hilfreich sein wie »Vor dem Frühstück anziehen« oder »Nach dem Abendessen Pyjama anziehen«.
- Wenn du weisst, was dem oder der Betroffenen gefällt, kaufe mehrere Kleidungsstücke derselben oder ähnlichen Art.
- Wähle bequeme und ausreichend grosse Kleidungsstücke aus. Wähle Schuhe mit einem sicheren Halt.
- Knöpfe, Reissverschlüsse und Gürtelschnallen können zu kompliziert werden. Ersetze diese, wo möglich, durch Klettverschlüsse.
- Verwende Hosen oder Röcke mit Gummiband.
Ein sensibles Thema ist auch der Neukauf von Kleidung. Menschen mit Demenz weigern sich manchmal, neue Kleider anzuziehen, weil sie Gewohntes bevorzugen oder weil sie die neuen Kleider nicht als die ihrigen erkennen. Es kann auch sein, dass sie ihnen ganz einfach nicht gefallen. Spezielle Pflegemode (mit grösseren Einstiegen und einfachen Verschlüssen) oder vom Orthopäden gefertigte Schuhe sind oftmals nicht schön. Hinzu kommt: Wer sie trägt ist für seine Mitmenschen erkennbar krank und pflegebedürftig.
Doch speziell für modebewusste Menschen ist Funktionalität nicht alles. Kleidung ist auch Ausdruck einer Persönlichkeit und ein Aspekt von Würde. Beispielsweise gibt es Frauen, die in ihrem Leben niemals Hosen getragen haben und Männer, die stets im Anzug aufgetreten sind. Beide würden sich mit einer funktional-praktischen Jogginghose vermutlich unwohl fühlen. Neue Kleider sollten im Stil oder Material so weit wie möglich den Vorlieben des Demenzkranken entgegenkommen. Wobei diese sich auch geändert haben können. Aus all diesen Gründen sind Menschen mit Demenz auch in solchen Dingen auf ein empathisches und verständnisvolles Umfeld angewiesen.
Kinästhetik unterstützt die Beweglichkeit – und vereinfacht das An- und Auskleiden:
Links und Literatur zu Kleidung und Demenz
> Eine gute Einführung bietet dieser Blog-Beitrag von Wegweiser Demenz
> Weiteres finden Sie auf dem Informationsblatt von Alzheimer Schweiz
> Ann Louise Barrick u.a., Körperpflege ohne Kampf, Hogrefe, 2021
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