Filme
Filme können Wissen und neue Perspektiven auf die Krankheit und ihre Folgen vermitteln. Nachfolgend die Favoriten der demenzwiki-Redaktion.
The Father
«Ich hatte immer zwei Uhren. Eine am Handgelenk und die andere in meinem Kopf!» Der 81-jährige Anthony strahlt. Er ist sichtlich stolz auf sein gutes Gedächtnis. Zuvorkommend bietet er dem Gast – einer jungen Frau – etwas zu trinken an, erzählt von seiner Zeit als Stepptänzer.
Er wirkt agil, charmant, ganz Herr der Lage. Nur: Anthony hat Demenz, war nie Stepptänzer und der Gast ist eine Pflegerin, die Anthonys Tochter Anne für ihn organisiert hat. Das mit zwei Oscars ausgezeichnete Drama «The Father» erzählt vom Zerbrechen der Realität durch eine Demenz – und einer schwierigen Vater-Tochter-Beziehung.
Regie Florian Zeller, mit Anthony Hopkins, Olivia Colman, GB 2020
What They Had
Im Norden der USA tobt ein Schneesturm. Ruth verlässt nachts in leichter Kleidung ihre Wohnung in Chicago und macht sich auf einen Weg mit unbekanntem Ziel. Ihr Mann Burt sucht nach ihr «an allen Orten, an denen sie jemals gewesen ist». Die beiden (erwachsenen) Kinder Bitty und Nicky helfen bei der Suche.
Bald können die Familienmitglieder die unversehrte und gut gelaunte Ruth in einem Spital abholen. Die Kinder suchen nach Entlastung für den Vater, doch der will sich nicht helfen lassen. Der Film «What They Had» erzählt die Geschichte einer Demenzerkrankung in der Familie Everhardt. Er tut es auf versöhnliche und äusserst kunstvolle Weise.
Regie Elizabeth Chomko, mit Hilary Swank, Robert Foster, Michael Shannon, USA 2018
Savages (Die Geschwister Savage)
Niemand dürfte bezweifeln, dass Demenzpatienten ein unglaublich schweres Schicksal ereilt hat. Aber wie gehen die Angehörigen mit der Diagnose um? Noch dazu, wenn das Familienverhältnis nicht das beste ist?
Die liebenswert verschrobene Tragikomödie von Tamara Jenkins konzentriert sich auf ein Geschwisterpaar, das sich plötzlich um ihren an Demenz erkrankten Vater kümmern muss. Weil er nie für sie da war, haben sich beide zu beziehungsunfähigen Neurotikern entwickelt, die ihr Leben mehr schlecht als recht meistern. Klingt wie eine Figurenkonstellation aus dem Handbuch für Woody-Allen-Zöglinge – und funktioniert dank herausragender Schauspielerleistungen ganz wunderbar.
Regie Tamara Jenkins, mit Philip Seymour Hoffman und Laura Linney, USA 2007
The Leisure Seeker (Das Leuchten der Erinnerung)
Ella hat Krebs und John Demenz. Statt Ella im Spital behandeln zu lassen, fahren die beiden mit ihrem klapprigen Wohnmobil von Boston aus Richtung Süden. Sie singen Janis Joplins Lieder, trinken Whisky und Champagner, liebkosen sich und tanzen zur Musik aus den 1960er-Jahren.
Der Film des italienischen Regisseurs Paolo Virzi zeigt auf berührende Weise, wie tragisch es ist, wenn ein Mensch Erinnerungen, Wissen und Fähigkeiten verliert. Gleichzeitig macht er deutlich, wie viel Lebensfreude und Heiterkeit noch möglich sind. Dazu braucht es die wunderbare Ella, die ihren Mann beherzt begleitet und führt.
Regie Paolo Virzi, mit Helen Mirren und Donald Sutherland, USA 2017
Sterben
Dirigent Tom Lunies steckt mitten in den Proben zum neuen Stück »Sterben« seines besten Freundes, dem Komponisten Bernard, als seine Ex-Freundin ein Baby bekommt und ihn quasi zum Ersatzvater macht. Toms eigener Vater leidet an fortschreitender Demenz, und auch seine Mutter hat nicht mehr lange zu leben. Doch er hat keine Zeit, sich um seine Eltern zu kümmern, und auch seine Schwester Ellen ist keine Hilfe, denn die stürzt sich mit viel Alkohol in eine rauschhafte Liebesgeschichte mit einem verheirateten Zahnarzt. Und so muss Tom allein versuchen, zwischen all den Vorboten der Vergänglichkeit seinen Weg zu einem glücklichen Leben zu finden.
Regie Matthias Glasner; mit Lars Eidinger, Corinna Harfouch; Deutschland 2024
Falling
Der alte Wills kommt auf seinem abgelegenen Bauernhof nicht mehr klar und ist einsam. Er zieht zu seinem Sohn John und dessen Partner Eric, die in Los Angeles leben. Dort kommt es zu Spannungen zwischen dem konservativen, zunehmend verwirrten Vater und seinem homosexuellen Sohn. Mit «Falling» ist Viggo Mortensen ein starkes Regiedebut gelungen, das verschiedene Zeitebenen und Sichtweisen kunstvoll verwebt.
Regie: Viggo Mortensen, mit Viggo Mortensen, Lance Hendriksen, Laura Linney, Kanada, GB, Dänemark 2020
The Roads Not Taken (Wege des Lebens)
Der Schriftsteller Leo ist früh an einer Demenz erkrankt. Vor seiner Haustür lauert die ganz normale New Yorker Reizüberflutung: Autos, Sirenen, eilende Menschen, Hupen und die U-Bahn, die ausgerechnet hier nicht im Tunnel, sondern auf einer Brücke fährt.
Dies und die teilweise surreal anmutenden Rückblenden in Leos Biografie geben dem Zuschauer manchmal das Gefühl, selber dement zu sein. Javier Bardem spielt grossartig und macht damit gewisse Schwächen des Drehbuches vergessen.
Regie Sally Potter, mit Javier Bardem, Elle Fanning, Salma Hayek, GB/USA 2020
Supernova
Auch nach 20 Jahren sind Sam und Tusker unzertrennlich. Doch ihre gemeinsame Zeit ist durch Tuskers Demenzdiagnose begrenzt. Das Paar begibt sich auf einen folgenreichen Roadtrip zu Freunden, Familie und Orten ihrer Vergangenheit. Mit «Supernova» hat Regisseur Harry Macqueen einen tiefgründigen Film über die Dimensionen der Liebe und Selbstbestimmung angesichts der Diagnose Demenz geschaffen. Das Drama wirkt umso stärker, weil es völlig unaufgeregt und ruhig erzählt wird.
Regie Harry Macqueen, mit Colin Firth, Stanley Tucci, GB 2020
Pandoras Box
Die alte Nusret lebt in einem Dorf an der Schwarzmeerküste. Ihr Mann ist gestorben, ihre drei Kinder sind nach Istanbul gezogen. Sie leben in verschiedenen Welten und finden kaum mehr Berührungspunkte – bis die Kinder erfahren, dass Nusret verwirrt ist und betreut werden muss. So werden sich die Jungen wieder ihres eigenen Lebens gewahr. Der Film zeigt auch, wie in den städtischen Gesellschaften Idealismus durch Konformismus ersetzt wird.
Regie: Yesim Ustaoglu, Türkei 2009
Small World
Die Mitglieder der Familie Koch sind reich und schön. Sie kennen vor allem die Sonnenseite des Lebens. Dies ändert sich, als Konrad Lang vergesslich wird und die Ferienresidenz der Familie abfackelt. Konrad hatte seine Kindheit als Familienangehöriger der Kochs verbracht und wurde dann zum Bediensteten degradiert.
Als er an Alzheimer erkrankt und Betreuung braucht, kommt er zurück in den Kreis der Familie. Dort weckt er mit seinen Kindheitserinnerungen schlafende Hunde. Regisseur Bruno Chiche hat Martin Suters Roman «Small World» opulent verfilmt.
Regie: Bruno Chiche, mit Gérard Depardieu, Deutschland/Frankreich 2010
Poetry
Mija ist voller Widersprüche: Sie ist alt und will vor allem am Leben der Jungen teilhaben. Als Folge ihrer Alzheimererkrankung kann sie sich kaum mehr ausdrücken, ist aber ständig auf der Suche nach geeigneten Worten.
Mit dem Schreiben von Gedichten will die alte Dame nämlich ihren Kindheitstraum verwirklichen. Der Film von Lee Changdong erhielt in Cannes den Preis für das beste Drehbuch. Beeindruckend gut ist auch die Hauptdarstellerin Yun Jung-hee.
Regie: Lee Chang-dong, Südkorea 2010
Still Alice (Mein Leben ohne Gestern)
Der Professorin Alice Howard fallen während ihrer Vorlesungen Wörter nicht mehr ein. Sie hat zunehmend Mühe, sich auf ihren Jogging-Runden zu orientieren. Mit Anfang 50 bekommt sie die Diagnose Alzheimer. Nach einigen deprimierenden Erlebnissen beschliesst sie, offen mit ihrer Krankheit umzugehen und im Moment zu leben. Julianne Moore erhielt für ihre Darstellung zurecht den Oscar.
Regie Richard Glatzer und Wash Westmoreland, mit Julianne Moore, Alec Baldwin, Kirsten Stewart, USA 2014
Mein Vater
Der Busfahrer Richard (Götz George) wird frühpensioniert, weil er Haltestellen auslässt und auch sonst immer zerstreuter wird. Nachdem er von einem Auto angefahren worden ist, wird sein Sohn (Klaus j. Behrendt) auf seine Defizite aufmerksam. Die ärztliche Untersuchung ergibt die Diagnose Alzheimer.
»Mein Vater« ist ein Drama mit grossartigen Schauspielern und mitunter komischen und poetischen Szenen. Götz George hatte in seinem Umfeld mehrere demenzkranke Menschen und hat sich daher sehr ernsthaft und mit dem nötigen Respekt an diese Rolle herangearbeitet.
Regie Andreas Kleinert, mit Götz George, Klaus J. Behrendt und Ulrike Krumbiegel, Deutschland 2003.
On Golden Pond (Am goldenen See)
Ethel und Norman verbringen den Sommer seit Jahrzehnten am Golden Pond. Der 80-jährige Norman kaschiert seine zunehmende Vergesslichkeit mit Zynismus und Gerede vom Tod. Dieses Drama ist der Klassiker unter den Demenzfilmen. Insgesamt gab es zehn Oscar-Nominierungen für den Film, am Ende gab es die Auszeichnung für das beste adaptierte Drehbuch und für die beste weibliche wie auch männliche Hauptrolle.
Regie Mark Rydell, mit Henry Fonda, Kathrine Hepburn, Jane Fonda, USA 1981
Dok-Filme
Das innere Leuchten
Stefan Sich hat sich mit seiner Kamera als stiller Beobachter die Bewohner des Gradmann Hauses in Stuttgart ein Jahr lang begleitet. Der Film nimmt sich Zeit für den Augenblick und entdeckt in der Krankheit Poesie, Langsamkeit, Traurigkeit und Humor. Ein Film, der Mut macht und aufzeigt, wie Menschen mit Demenz in Würde leben können.
Blauer Himmel Weiße Wolken
Zwei Geschwister paddeln mit ihrer demenzkranken Oma von Bremen nach Kiel: Aus diesem bestechend einfachen Plot hat Astrid Menzel den wunderbaren Film »Blauer Himmel Weiße Wolken« gemacht.
Dear Memories
Thomas Hoepker (86) hat durch Alzheimer viele Erinnerungen und Worte verloren. Dies hindert ihn nicht daran, weiterhin täglich hunderte von Fotos zu machen. Nahuel Lopez begleitete den weltberühmten Fotografen mit der Filmkamera auf seiner letzten grossen Reise durch die USA.
Robin’s Wish
Am Anfang versuchte sich Robin Williams tapfer gegen seine Lewy Body Demenz zu wehren. Doch das Vergessen und Begleitsymptome wie Schlaflosigkeit und schwere Depressionen wurden zu viel: 2014 schied der geniale Schauspieler und Komiker freiwillig aus dem Leben.
Seine Witwe Susan Schneider, seine Freunde und Arbeitskollegen berichten in diesem Dok-Film über die letzten Jahre und Monate an Williams Seite. Der berührende und traurige Film kann auf Amazon gestreamt werden.
Tiger und Büffel – die Reise des Bruno Sensei
Bruno Koller hatte sein Leben dem Kampfsport verschrieben. Er gründete zahlreiche Karateschulen, feierte Erfolge an wichtigen Wettkämpfen und lebte jahrelang in Asien. «Ich bin ein sturer, zäher Siech», sagte er von sich selbst. Fabian Biasio war sein Schüler. Als Sensei an einer Demenz erkrankte, machte es sich der Fotograf zur Aufgabe, seinen Karate-Meister filmisch zu begleiten – bis zum Ende.
Rudi Assauer – Ich will mich nicht vergessen
Das Team von 37 Grad begleitete ein Jahr lang den demenzkranken Rudi Assauer und seine Tochter Britta.
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