Logopädie
Menschen mit Demenz leiden oft unter dem Verlust von Autonomie und Kommunikation. Logopädie kann helfen, verschiedene Fähigkeiten länger zu erhalten.
Logopädie (deutsch: Sprecherziehung) ist ein Fachgebiet, das sich mit Sprachstörungen beschäftigt. Dazu zählen Defizite beim Sprechen, Hören und bei der Stimmbildung. Betroffene sind in ihren Kommunikationsmöglichkeiten beeinträchtigt. Logopäden behandeln zudem Patienten mit Schluckstörungen. Zu den Behandlungsoptionen zählen zum Beispiel Atemtraining und Übungen zur Verbesserung von Grammatik, Sprechfluss, Wortschatz und Wortfindung.
Sprach- und Schluckstörungen bei Demenz
Menschen mit Demenz können sowohl unter Artikulationsschwierigkeiten als auch unter Schluckproblemen leiden. Schon zu Beginn der Krankheit verschlechtert sich in vielen Fällen das Sprachvermögen – oft daran zu erkennen, dass Gesprächspartner mit Demenz nicht die richtigen Worte finden, schnell abschweifen, abrupt das Thema wechseln, Gesagtes vergessen oder sich immer seltener am Austausch beteiligen.
Die Folge: Sie vermögen es immer weniger, Bitten und Bedürfnisse zu äussern, was das Verhältnis zu Partner, Familie und Betreuer erschwert. Eine fortschreitende Demenz drückt sich oft auch in Schluckstörungen aus. Ziele einer Logopädie sind es daher, Kommunikationsfähigkeit und das Schlucken länger zu erhalten.
Logopädie bei Sprachstörungen
Logopädie bei Menschen mit Demenz orientiert sich am bisherigen Leben und am aktuellen Alltag des Patienten. Logopäden üben konkrete Situationen, mit denen der Patient regelmässig konfrontiert ist: Beispielsweise Briefe oder Einkaufslisten schreiben, Geschichten erzählen, Tageszeitung lesen, über Themen sprechen, die den Betroffenen früher privat oder beruflich beschäftigt haben. Wichtig ist, den Menschen mit Demenz nicht zu überfordern. Denn oft wird damit nur erreicht, dass er sich seiner Defizite noch mehr bewusst wird.
Der Logopädie-Experte Jürgen Steiner gibt zehn Tipps für gelingende Gespräche mit Menschen mit Demenz:
1. Machen Sie das, was jetzt möglich ist, nicht das, was früher gut war.
2. Wenden Sie bewusst Strategien an und bleiben Sie dennoch natürlich.
3. Geben Sie den emotionalen Botschaften über Gestik, Gesichtsausdruck und Stimme mehr Gewicht als den Worten.
4. Vermeiden Sie bedrängende Fragen.
5. Beharren Sie nicht auf Korrektheit oder «Wahrheit».
6. Sorgen Sie lieber für Kontakt und Miteinander.
7. Gehen Sie auf Gefühle ein, sprechen Sie Ihre eigenen Gefühle an.
8. Sprechen Sie weniger.
9. Nehmen Sie sich Zeit für ein Thema.
10. Intensivieren Sie Ihre Kontakte im Aussen.
Logopädie bei Schluckstörungen
Menschen mit Demenz haben häufig Probleme mit Essen, Trinken oder der Nahrungszubereitung. Bei einer Schlucktherapie erarbeiten Logopäden gemeinsam mit Betroffenen und Angehörigen individuelle Möglichkeiten der Nahrungszubereitung und Nahrungsaufnahme. Analog zur Sprachtherapie integrieren Logopäden individuelle Vorlieben und Gewohnheiten in die Therapie. Empfehlenswert ist zudem eine Zusammenarbeit mit Ärzten, Ernährungsberatern, Pflegern und Zahnmedizinern.
➔ Hier finden Sie Tipps zum Umgang mit Schluckstörungen bei Demenz
Logopädie für Angehörige
Demenz ist auch eine Belastungsprobe für Familie und Freunde. Logopäden helfen Angehörigen, sich an die veränderte Situation anzupassen. So kann eine Veränderung eingefahrener Kommunikationsmuster einen besseren Zugang zu Demenzkranken bewirken.
Logopäden dürfen nur nach ärztlicher Diagnose therapieren. Deshalb benötigen Patienten ein Rezept. Für Menschen mit Demenz ist es nicht immer selbstverständlich, dass sie eine Logopädie verschrieben bekommen. Daher sollten Angehörige den behandelnden Arzt aktiv ansprechen.
Literatur und Links
➔ Christina Knels, Sprache und Ernährung bei Demenz, Thieme Verlag, 2018
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