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Agnosie

Menschen mit Demenz können Sinneseindrücke nicht mehr richtig zuordnen. Man nennt dieses Symptom Agnosie.

Das Wort Agnosie kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet »Nichtwissen« und wird in der Philosophie auch in diesem Zusammenhang verwendet. In die Medizin eingeführt wurde der Begriff von Sigmund Freud, dem Begründer der Psychoanalyse. Freud bezog sich dabei rein auf das Visuelle – also auf das Unvermögen, das Gesehene zu erkennen. Im medizinischen Kontext wird Agnosie als ein seltenes neuropsychologisches Symptom beschrieben, das nach Verletzungen bestimmter Hirnregionen auftritt, wodurch die Informationsverarbeitung im Gehirn nicht mehr richtig funktioniert.

Die verschiedenen Formen von Agnosie

Läsionen (Verletzungen) können zum Beispiel durch Schlaganfälle entstehen, wie sie bei der vaskulären Demenz typisch sind, aber auch durch Tumore, Entzündungen oder Verletzungen im Hirnareal. Agnosie geht ausserdem einher mit einer Rückbildung von Hirnarealen, die Wahrnehmung, Gedächtnis und Wiedererkennen integrieren – so, wie es bei Alzheimer und Parkinson typisch ist. Je nachdem, welche Hirnregion geschädigt ist, können unterschiedliche Sinne beeinträchtigt sein und unterschiedliche Agnosien auftreten. Zu den häufigsten Formen zählen:

  • Visuelle Agnosie: Sie betrifft das Sehen und bezeichnet die Unfähigkeit, optische Wahrnehmungen mit optischen Erinnerungen zu verknüpfen. Der Betroffene kann zwar ein Objekt (etwa eine Haarbürste) sehen, es aber nicht erkennen. Kann er das Objekt jedoch sensorisch anders wahrnehmen – zum Beispiel anfassen – ist ein Erkennen möglich.
  • Akustische Agnosie: Sie betrifft das Hören und meint die Unfähigkeit, Objekte durch Geräusche wie zum Beispiel ein klingelndes Telefon zu identifizieren. Auch Zusammenhänge wie Sätze werden nicht erkannt. 
  • Taktile Agnosie: Sie betrifft das Tasten, die Berührung. Wer daran leidet, kann Dinge durch Anfassen oder Abtasten nicht identifizieren, obwohl der Tastsinn normal funktioniert. Nur das Sehen hilft in diesem Fall weiter.

Andere Formen der Agnosie betreffen spezifische und komplexe Prozesse:

  • Prosopagnosie eine Störung der Gesichtswahrnehmung: Der Betroffene kann vertraute Gesichter nicht erkennen und voneinander unterscheiden. Stattdessen werden andere Merkmale (etwa die Stimme) zur Identifizierung des Gegenübers herangezogen.
  • Als Anosognosie bezeichnen Mediziner die Unfähigkeit, eigene körperliche Defizite oder Erkrankungen zu erkennen. Das kann zum Beispiel bei einer Halbseitenlähmung dazu führen, dass der Patient immer von neuem versucht, die gelähmte Körperseite zu benutzen, was die Sturzgefahr erhöht.

Wie Agnosie behandelt werden kann

Tritt eine Agnosie neu auf, ist sie ein Warnsignal für eine gestörte Hirnfunktion. Ist ein Schlaganfall die Ursache, ist das ein Notfall, der sofort ärztlich behandelt werden muss. Zur Diagnose wird der Arzt je nach betroffenem Sinnesbereich verschiedene Untersuchungen durchführen. Besteht etwa der Verdacht auf eine visuelle Agnosie, wird er den Betroffenen unter anderem bitten, verschiedene Gegenstände zu benennen (etwa einen Stift) oder deren Gebrauch zu demonstrieren.

Quelle KuKuK-TV/YouTube

Eine Agnosie ist in der Regel nicht heilbar. Der Betroffene kann aber lernen, die Einschränkungen zu kompensieren. Ziel der individuellen Behandlung ist es, die Beeinträchtigung so gut wie möglich zu kompensieren und dem Patienten zu helfen, mit den sozialen Folgen der Störung im Alltag besser zurecht zu kommen. So trainiert ein Patient mit Prosopagnosie (Gesichtserkennungsschwäche) zum Beispiel, Menschen an anderen Merkmalen als ihrem Gesicht zu erkennen, also etwa an der Haarfarbe und Frisur, an der Stimme oder am Gang. Um Patienten mit Agnosie kümmern sich unter anderem Neuropsychologen, Ergotherapeuten und Logopäden.

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Wie sich Agnosie bei Demenz äussert

Menschen mit Demenz sind vor allem im späteren Stadium weniger oder gar nicht mehr in der Lage, visuelle, akustische und taktile Sinnesreize wahrzunehmen und/oder zuzuordnen. Dies schränkt vieles ein: Selbstwahrnehmung, Kommunikation, Körperwahrnehmung usw.

Viel hängt bei der Behandlung vom Freundeskreis und der Familie ab. Fachleute empfehlen, für die soziale Integration des Betroffenen zu sorgen, seine Verletzungsgefahr im Alltag zu mindern und ihm durch sicheres Auftreten Ruhe zu vermitteln. Es ist für einen Menschen äusserst beunruhigend, wenn er seine Umwelt und sich selber kaum mehr wahrnimmt. Angebote wie Basale Stimulation, Nesteln, körperliche und emotionale Nähe können Menschen mit Demenz in dieser Situation helfen. Auch biografische Berührungspunkte können für gute Momente sorgen: Der Betroffene kommt im Hier und Jetzt kaum mehr zurecht – findet aber vielleicht Anknüpfungspunkte, wenn er durch Musik, Bilder oder Gerüche an ganz früher erinnert wird.

> Thomas Buchholz und Ansgar Schürenberg, Basale Stimulation in der Pflege alter Menschen, Hogrefe, 2013

> Bei einer Lewy-Body-Demenz kommt es zu optischen Halluzinationen

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