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Licht

Bei Menschen mit Demenz lässt die Sehkraft nach. Dies schadet der inneren Uhr und fördert die Sturzgefahr. Das richtige Licht kann Abhilfe schaffen.

Licht ist eine Form der elektromagnetischen Strahlung. Im engeren Sinne sind damit die für das menschliche Auge sichtbaren Anteile des elektromagnetischen Spektrums gemeint, im weiteren Sinne auch kürzere und grössere Wellenlängen, also Ultraviolett und Infrarot. Die meisten physiologischen Prozesse auf der Erde hängen von Licht ab

Pflanzen etwa nutzen die Energie des Lichts zur Photosynthese und versorgen so die Atmosphäre mit Sauerstoff. Auch für den Menschen ist Licht überlebenswichtig, 80 Prozent aller Informationen aus der Umwelt gelangen über das Auge ins Gehirn. Dabei wird die Intensität des Lichts als Helligkeit und die spektrale Zusammensetzung als Farbe wahrgenommen. 

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Für das Sehen sind spezielle Rezeptorenzellen, sogenannte Stäbchen und Zapfen, in der Netzhaut des Auges zuständig. Wenn Reize auf sie einwirken, werden sie über den Sehnerv in Gehirnbereiche weitergeleitet, in denen visuelle Signale verarbeitet werden. Die Zapfen sind für das Farbensehen zuständig, die lichtempfindlicheren Stäbchen ermöglichen das Schwarz-Weiss-Sehen bei Dämmerung oder in der Nacht.

Tag-Nacht-Rhythmus

Seit den 1960er Jahren ist bekannt, dass Licht nicht nur dem Sehen dient, sondern auch den Tagesrhythmus des Menschen steuert. Inzwischen ist auch erforscht, welche Rezeptoren auf der Netzhaut dafür verantwortlich sind. Es sind die lichtempfindlichen retinalen Ganglienzellen, die vor allem auf Licht im blauen Spektralbereich reagieren und Informationen für die «innere Uhr» des Gehirns liefern. Dieses Regulativ in der Zirbeldrüse schüttet das «Schlafhormon» Melatonin aus. 

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Werden die Rezeptoren von blauem Licht gereizt, sinkt die Melatoninproduktion. Dadurch bleibt der Mensch tagsüber wach und konzentriert. Wenn es dunkel wird, steigt die Menge des ausgeschütteten Melatonin auf das Zehnfache an und erreicht um drei Uhr nachts den höchsten Wert.

Ist dieser Tag-Nacht-Rhythmus durch zu viel blaues Licht am Abend oder zu wenig davon tagsüber gestört, machen das Einschlafen und das Durchschlafen Probleme. Ausserdem können Störungen der inneren Uhr zu Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Depressionen oder anderen psychischen Krankheiten führen.

Licht, Alter und Demenz

Viele ältere Menschen finden nachts nicht in den Tiefschlaf, stehen mitten in der Nacht auf und sind tagsüber müde. Die Ursache sind Alterungsprozesse des Auges. Im Laufe der Jahre verkleinert sich die Pupille und Augenlinse, Hornhaut und Glaskörper lassen weniger Licht durch. Besonders davon betroffen sind die blauen Spektralbereiche, so dass die Zirbeldrüse dauerhaft wenig Melatonin an den Organismus abgibt.

Mit der Alterung des Auges kommt es aber nicht nur zu Schlafstörungen, sondern auch zu einer erhöhten Sturzgefahr bei schwachem Licht. Denn ein Sechzigjähriger braucht die dreifach grössere Lichtmenge für dasselbe Sehergebnis als ein Zwanzigjähriger, ein Fünfundachzigjähriger sogar die zehnfache Menge. 

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Bei Menschen mit Demenz kommt hinzu, dass sie Kontraste und Tiefen weniger deutlich erkennen als Gesunde. Das erhöht nicht nur die Sturzgefahr, sondern auch das Entstehen von Ängsten und Depressionen. Besonders bei an Alzheimer Erkrankten wird ausserdem jenes Nervengebiet im Hirn geschädigt, in dem sich die innere Uhr befindet. 

Viele Betroffene können abends nicht einschlafen, sind nachts sehr unruhig, irren umher und finden keinen Schlaf. Tagsüber dösen sie immer wieder ein und sind erschöpft. Ein gestörter Tag-Nacht-Rhythmus belastet die Patienten ebenso wie ihre Angehörigen und ist ein häufiger Grund für den Eintritt ins Heim. 

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Menschen mit Demenz brauchen besonders viel Licht und spezielle Lichtquellen. Der Raum und die Wohnung sollten hell, aber so ausgeleuchtet sein, dass keine tiefen Schatten und keine Spiegelungen entstehen. Solche optischen Phänomene können bei den Betroffenen Ängste und Wahrnehmungsstörungen auslösen. 

Optimal sind Räume, die sowohl direkt, als auch indirekt beleuchtet werden können. Wenn ein Teil des Lichts direkt mit guter Streuung auf den Boden strahlt und ein weiterer Teil indirekt an die Decke gerichtet wird, entstehen weiche Übergänge zwischen helleren und dunkleren Bereichen im Raum. Wirkungsvoll aber teuer sind auch sogenannte circadiane Lichtquellen, mit denen sich das Tageslicht in all seinen Phasen imitieren lässt. Sie sind besonders für Patienten geeignet, die nicht mehr oft nach Draussen können. 

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Ansonsten aber gilt, dass Tageslicht speziell im Freien die beste und billigste Lichtquelle ist. Damit wird nämlich eine weitere biologische Funktion des Lichts angeregt – die Synthese von Vitamin D. Zwar produziert der Körper eine Vorstufe dieses Hormons selbst, doch nur durch die Strahlen von Sonnenlicht kann es seine knochenstärkende Wirkung entfalten. Vitamin D sorgt für die ausreichende Produktion von Kalzium und kann vor allem im Alter die Neigung zu Knochenbrüchen mindern

Viel Licht ist für Ältere und Menschen mit Demenz eine oft unterschätzte Voraussetzung für Lebensqualität. Sie vermittelt Sicherheit und Orientierung, verhindert Unfälle, hebt die Stimmung und steigert die Aktivität und Selbstständigkeit.

➔ Monika Holfeld, Licht und Farbe, Planung und Ausführung bei der Gebäudegestaltung, Beuth, 2013

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