Neurologie
Neurologen behandeln Patienten mit Volkskrankheiten wie Taubheitsgefühlen und Migräne, aber auch mit primär degenerativen Erkrankungen wie Demenz. Neben dem Hausarzt oder dem Psychiater sind sie die erste Anlaufstelle bei einem Verdacht auf Demenz.
Neurologie ist die Wissenschaft und Lehre vom Nervensystem, dessen Erkrankungen und deren medizinischer Behandlung. Zu den zehn häufigsten Krankheitsbildern der Neurologie zählen laut deutscher Gesellschaft für Neurologie:
- Schlaganfälle
- Hirnblutungen
- Schädel-Hirn-Trauma
- Parkinson
- Multiple Sklerose
- Hirnhautentzündungen
- Epilepsie
- Kopfschmerzen und Migräne
- Polyneuropathie
- Gehirntumore
Auch die verschiedenen Formen von Demenz gehören als primär degenerative Erkrankungen zum Behandlungsspektrum der Neurologie. Bei ersten Anzeichen von gesteigerter Vergesslichkeit oder dem Eindruck, dass sich die persönliche Denkleistung gravierend verändert, sollten Betroffene zuerst den Hausarzt aufsuchen.
Bei Verdacht auf eine dementielle Erkrankung folgt von dort die Überweisung in eine neurologische Facharzt-Praxis oder in eine Memory Clinic (Schweiz), Gedächtnissprechstunde (Deutschland) oder Gedächtnisambulanz (Österreich). Dort können spezielle Untersuchungen und Testverfahren Aufschluss über eine mögliche Erkrankung geben.
Die richtige Diagnose ist wichtig
Die korrekte Diagnose der Symptome ist wichtig, um andere Ursachen (zum Beispiel Depressionen oder organische Erkrankungen) auszuschliessen und mit einer passenden Therapie zu beginnen. Der Neurologie oder der (Geronto-)Psychiater sucht nicht nur nach einer Gedächtnisstörung, sondern auch nach nach weiteren Krankheitsanzeichen. Beispiele dafür sind:
- Störungen des Denk- und Urteilsvermögens sowie Aufmerksamkeitsstörungen
- Sprachstörung trotz intakter Funktion von Zunge und Kehlkopf (Aphasie)
- Die Unfähigkeit, gezielte Bewegungen auszuführen, obwohl Muskeln und Nerven intakt sind (Apraxie)
- Das Nichterkennen/Nichtverstehen von Gesprochenem, Gesehenem, Gehörtem oder Getastetem, obwohl die Sinnesorgane intakt sind (Agnosie)
- Das Unvermögen, komplexe geistige Ideen in eine Handlung umzusetzen (Störung der Exekutivfunktionen).
Habe ich Demenz?
Um das festzustellen, gibt es verschiedene Testverfahren zur Beurteilung geistiger Leistungsfähigkeiten des Patienten. Eine einzelne Testung sagt nicht allzu viel aus. Erst wenn eine Reihe von Untersuchungen vorliegt, kann der Arzt die richtige Diagnose stellen.
Er wird bei allen Patienten mit Verdacht auf Demenz auch Blut abnehmen, um einige behandelbare Ursachen einer Demenz rechtzeitig zu erkennen (zum Beispiel einen Mangel an Vitamin B12 oder an Schilddrüsenhormonen). Routinemässig werden auch die Blutzellen ausgezählt und die Konzentrationen einiger wichtiger Blutbestandteile gemessen (Salzgehalt, Langzeitblutzucker und Leberenzyme).
Das älteste und bekannteste Demenz-Verfahren ist der Mini-Mental-Status-Test, kurz MMST. Dieser Fragebogentest wird häufig zur ersten Orientierung durchgeführt, das Verfahren dauert nur etwa zehn Minuten. Der Patient muss zunächst einige Fragen zur aktuellen Situation beantworten (Orientierung in Zeit und Raum). Dann wird sie oder er gebeten, drei Worte nachzusprechen (Merkfähigkeit), einen einfachen «Rückrechentest» durchzuführen (Aufmerksamkeit und Richtigkeit).
Dann soll er die drei Worte des Merkfähigkeitstests wiederholen (Erinnerungsfähigkeit). Schliesslich gibt es einige Sprach- und Schreibtests. Die Aufgaben sind so einfach, dass sie jeder geistig Gesunde mit Leichtigkeit bestehen würde. Ein Mensch mit Demenz weist jedoch Lücken auf. Sie werden mit zunehmender Erkrankung immer deutlicher.
➔ Hier können Sie den Mini-Mental-Status-Test herunterladen
Daneben gibt es weitere Testverfahren, die meist ebenfalls nicht länger als zehn Minuten dauern. Diese sind beispielsweise:
- Uhren-Test
Bereits das einfache Zeichnen einer Uhr lässt eine Beurteilung des geistigen Zustands des Patienten zu. Aufgrund der zunehmenden visuell-räumlichen Orientierungsprobleme bei Demenz können die Ziffern und Zeiger oft nicht mehr richtig in einem vorgegebenen Kreis angeordnet werden (Dauer ca. 5 Minuten). - Demenz-Detektion (DemTect)
Ein Spezialtest zur Früherkennung und dem MMST überlegen. Der Test enthält fünf Aufgaben. Der Patient muss eine Wortliste wiederholen. Damit wird das Kurzzeitgedächtnis geprüft. Diese Liste wird am Testende noch einmal abgefragt, um das Langzeitgedächtnis zu beurteilen. In einer «Zahlenwandelaufgabe» muss der Patient zwei Ziffern in Zahlwörter und zwei Zahlwörter in Ziffern umsetzen. Ausserdem wird die Flüssigkeit der Sprache geprüft. Ähnlich aufgebaut ist der «Montreal Cognitive Assessment»-Test (MoCA). - ADL-Skalen
Diese Skalen – ADL steht für «Activities of Daily Living» – messen die Auswirkungen der Demenz auf die Alltagsfähigkeiten. Der Test, der in verschiedenen Varianten existiert, überprüft, zu welchen Tätigkeiten des alltäglichen Lebens der Patient noch fähig ist. Es werden Alltagsprobleme mit Punkten zwischen 1 für «nie vorhandene» und 10 für «immer vorhandene Schwierigkeiten» bewertet.
Bei Verdacht auf eine Demenz sollte zusätzlich eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt werden. CT und MRT erstellen Schichtaufnahmen des Gehirns und erlauben einen Einblick in den Aufbau des Gehirns. Diese bildgebenden Verfahren ermöglichen allein zwar nicht die Diagnose einer Demenz, können aber helfen, zwischen den einzelnen Formen zu unterscheiden.
So können zum Beispiel die der «vaskulären Demenz» zugrundeliegenden Schlaganfälle und Durchblutungsstörungen sichtbar werden. Der Hauptgrund für diese Diagnostik liegt jedoch in der frühzeitigen Erkennung von behandelbaren Ursachen einer Demenz. Dies kann ein Hirntumor oder eine krankhafte Erweiterung der Hohlräume im Gehirn sein.
Hinweis: Ein Selbsttest aus dem Internet kann darum niemals die Frage beantworten, ob eine Erkrankung die Ursache für die Beschwerden ist. Bei einem Verdacht auf beginnende Demenz sollte man immer einen Arzt aufsuchen und sich zu einem Psychiater, Neurologen oder in eine Gedächtnissprechstunde überweisen lassen.
➔ Memory Clinics in der Schweiz
➔ Gedächtnissprechstunden in Deutschland
➔ Gedächtnisambulanzen in Österreich
Wie es nach der Diagnose weitergeht
Nach der Diagnosestellung klärt der Arzt zuerst den Betroffenen und seine Familie umfassend über die Erkrankung, ihren Verlauf sowie die Behandlungsmöglichkeiten auf. Zwar kann kein Medikament eine Demenz zurückbilden oder ein Voranschreiten der Krankheit vollständig stoppen. Doch kann mit einem umfassenden Therapieplan, der den individuellen Erfordernissen des Patienten angepasst wird, eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität erreicht werden.
Wie die einzelnen Therapiebausteine zusammengesetzt werden, ist von verschiedenen Aspekten abhängig, etwa der Art und Schwere einer Erkrankung, den bereits vorliegenden Beeinträchtigungen, aber auch den persönlichen Vorlieben, die ein Patient hat. Welche Therapien und unterstützenden Behandlungsmethoden im Einzelfall sinnvoll sind, entscheiden neurologische Fachärzte gemeinsam mit Fachärzten für Psychiatrie und Psychotherapie.
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