Schmerzen
Menschen mit Demenz können oft nicht mehr mitteilen, dass sie Schmerzen haben. So werden diese nicht rechtzeitig erkannt und zu spät behandelt. Deshalb heisst es für die Betreuenden und Pflegenden: genau hinschauen!
Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis. Es gibt körperliche und seelische Schmerzen. Wenn psychische Ursachen körperliche Schmerzen verursachen, spricht man von psychosomatischen Schmerzen. Schmerzen sind eine natürliche Reaktion des Körpers. Sie können in sehr unterschiedlicher Form auftreten und sind meist Begleiterscheinungen von Krankheiten und Verletzungen.
Funktion von Schmerz
Schmerzen warnen vor einer drohenden Verletzung oder machen auf eine bestehende aufmerksam. Wer mit der Hand versehentlich die heisse Herdplatte berührt, zieht sie schnell weg. Wie wichtig die Schmerzfunktion ist, erkennt man, wenn sie fehlt. Menschen, die beispielsweise durch eine Nervenschädigung keine Schmerzen empfinden, verletzten sich viel häufiger. Ausserdem heilen Verletzungen bei ihnen schlechter, weil sie das geschädigte Gewebe nicht genügend schonen.
Wie entstehen Schmerzen?
Für die Schmerzwahrnehmung und -weiterleitung sind im Körper Sinneszellen zuständig, die sogenannten Nozizeptoren. Sie sind über den gesamten Organismus verteilt und in fast jedem Gewebe vorhanden. Eine Gewebeschädigung reizt die Nozizeptoren, die daraufhin Signale an das Gehirn leiten. Dort werden Schmerzsignale verarbeitet, bewusst wahrgenommen und der entsprechenden Körperregion zugeordnet.
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Schmerzen und Demenz
Im Alter treten bei den meisten Menschen vermehrt Schmerzen auf. Ursachen dafür können zum Beispiel Arthrose, Rückenleiden, Rheuma, Zahnbeschwerden oder Verdauungsprobleme sein.
Im Gegensatz zu Gesunden können viele Menschen mit Demenz ihren Bezugspersonen oder Ärzten nicht mitteilen, dass ihnen etwas wehtut. Deshalb werden diese Leiden und ihre Folgen häufig übersehen oder unzureichend behandelt. Dies kann zu Unruhe, Aggressionen, Schlaf– und Appetitlosigkeit führen. Deshalb sind Angehörige und Pflegende auf Beobachtungen angewiesen.
Folgende Signale und Verhalten können auf Schmerzen hinweisen:
- Ruhelosigkeit
- Reiben und Massieren eines Körperteils
- Abwehrhaltung bei Berührung
- Aggression
- Stöhnen, Weinen, Schreien
- Verzerrter, gequälter Gesichtsausdruck
- Körpersignale wie gebücktes Laufen, Hinken etc.
- Appetitlosigkeit, die mit Zahn- oder Kieferbeschwerden zu tun haben kann
Behandlung von Schmerzen
Gewisse Schmerzen können ohne Medikamente gelindert werden. Bei Verdacht auf Schmerzen oder bei Schmerzen, deren Ursache man nicht kennt, ist eine ärztliche Untersuchung nötig. Heute lassen sich Schmerzen gut behandeln. Mehrere Studien zeigen auf, dass Menschen mit Demenz weniger Schmerzmittel erhalten als Schmerzpatienten ohne Demenz.
Alternative Methoden
Als Ergänzung zu Medikamenten gibt es auch einige alternative Methoden, die Schmerzen lindern. Zum Beispiel:
- Physio- und Ergotherapie
- Elektrotherapie
- Kälte- und Wärmeanwendungen (kühlende Umschläge, wärmende Wickel)
- Massagen
- Einreibungen mit verschiedenen Ölen
- Aromatherapie
- Entspannung und Bewegung in der Natur
Literatur und Links
➔ zur Publikation «Schmerzen erkennen und behandeln» von Alzheimer Schweiz
➔ Eileen M. Mann, Eloise C. J. Carr, Schmerz und Schmerzmanagement, Hogrefe 2020
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