Behandlung
Demenz ist nicht heilbar, aber es gibt Behandlungen, die das körperliche und seelische Leid lindern. Medikamente spielen dabei eine untergeordnete Rolle.
Grundsätzlich ist es wichtig, in einem möglichst frühen Stadium der Erkrankung mit der Behandlung zu beginnen. Zu diesem Zeitpunkt ist es oft noch möglich, die Symptome der Demenz günstig zu beeinflussen und vielleicht ihr Voranschreiten zu verzögern. Die Behandlungen können medikamentöse, psychologische, naturheilkundliche und soziale Massnahmen kombinieren. Da sich die Symptome und der Verlauf bei jedem Betroffen unterscheiden, ist es wichtig, ein individuelles Behandlungskonzept zu erstellen und es an die jeweils aktuelle Situation anzupassen.
Therapien sollten niemals gegen den Willen des Patienten eingesetzt und stets mit ihm oder seinem gesetzlichen Vertreter abgesprochen werden. Das wichtigste Ziel aller Behandlungen ist, die Autonomie, die Selbstbestimmung und die Lebensqualität der Betroffenen trotz aller Einschränkungen so lange und so gut wie möglich zu erhalten.
Ausserdem sollten therapeutische Massnahmen stets die Persönlichkeitsrechte und die Gefühlswelt des Erkrankten respektieren und alle Situationen vermeiden, die ihn psychisch und physisch überfordern.
Welche Behandlungen mit Medikamenten möglich sind
Die Art der medikamentösen Behandlung hängt von der Demenzform ab und ist nicht in jedem Fall möglich. Folgende Medikamente können die Symptome der Erkrankung positiv beeinflussen:
- Antidementiva: Sie werden vorrangig bei Alzheimer-Demenz eingesetzt und sollen den Informationsaustausch zwischen den Nervenzellen verbessern. Damit kann der Krankheitsverlauf gegebenenfalls um ein bis zwei Jahre verzögert werden. Zu diesen Medikamenten gehören Cholinesterase-Hemmer wie Donepezil oder Rivastigmin, die in frühen Demenzstadien eingesetzt werden. Der Wirkstoff Memantin hemmt den Botenstoff Glutamat im Gehirn und kann in späteren Krankheitsstadien wirksam sein. Bei manchen Patienten wirken diese Antidementiva gut, bei anderen aber kaum oder überhaupt nicht. Ausserdem können sie mit Nebenwirkungen wie Schwindel oder Kopfschmerzen verbunden sein und die Lebensqualität der Patienten mitunter stark beeinträchtigen. Um die Wirksamkeit dieser Medikamente ist in den vergangenen Jahren eine Polemik entstanden. Verschiedene Länder haben Sie von der Liste der kassenpflichtigen Medikamente entfernt.
- Behandlung internistischer Erkrankungen: Vor allem die vaskuläre Demenz kann verzögert werden, wenn Grunderkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen mit entsprechenden Medikamenten behandelt werden.
- Psychopharmaka: Sie werden gegen Begleiterscheinungen der demenziellen Erkrankung wie Wahnvorstellungen, Depressionen, Ruhelosigkeit oder Aggressionen eingesetzt. Diese Medikamente sollten aber nur sehr vorsichtig angewendet werden, da eine falsche Dosierung die Krankheit verschlimmern und die kognitive Leistung verringern kann.
Welche nichtmedikamentösen Behandlungen möglich sind
Bei der nichtmedikamentösen Behandlung stehen psychologische und soziale Massnahmen im Vordergrund. Die Auswahl dieser Therapien richtet sich weniger nach den jeweiligen Demenzformen, sondern vielmehr nach der Persönlichkeit der Betroffenen, den jeweiligen Beschwerden, der aktuellen Lebenssituation und dem Demenzstadium.
Im Mittelpunkt der Behandlungen stehen das Wohlbefinden und die Selbstständigkeit des Patienten. Die Therapien sollten ihn geistig und emotional nicht überfordern und ihm Erfolgserlebnisse ermöglichen.
Zu den vielen nichtmedikamentösen Behandlungsmöglichkeiten zählen unter anderem folgende:
- Kognitive Therapien wie Erinnerungsarbeit, die etwa anhand von Fotos oder Gegenständen das Langzeitgedächtnis der Patienten anregt und ihre Stimmung verbessert.
- Die Ergotherapie umfasst Übungen, mit denen die Selbstständigkeit der Betroffenen bei alltäglichen Tätigkeiten wie Körperpflege oder Ankleiden erhalten oder verbessert werden kann.
- Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) wird neuerdings zur Behandlung von Alzheimer angeboten. Dabei sollen Stosswellen die Durchblutung und die Hirnaktivität fördern. Noch gibt es keine wissenschaftliche Nachweise über die Wirkung dieser Methode.
- Künstlerische Therapien können die geistigen Fähigkeiten von Menschen mit Demenz fördern, sie körperlich und emotional aktivieren und Symptome wie Unruhe, Reizbarkeit oder Teilnahmslosigkeit verbessern. Kunst-, Tanz- und Musiktherapie zum Beispiel ermöglichen den Betroffenen, sich auch ohne Sprache auszudrücken.
- Therapeutische Massnahmen, die auf körperliche Aktivität setzen, etwa Schwimmen, Spazierengehen oder Tanzen, können die Beweglichkeit, die Kraft und das Gleichgewichtsgefühl von demenziell Erkrankten verbessern. Ziele sind neben der Mobilisierung auch die Verringerung von Verhaltenssymptomen wie Depression oder Apathie.
- Sensorische Therapien arbeiten mit Düften, Klängen, Geschmack, Licht und Berührung. Sie dienen vor allem der Entspannung der Patienten, können Unruhe reduzieren und Vertrauen aufbauen. Die Basale Stimulation zum Beispiel ist ein Konzept, das sich auf die Kommunikation mit Patienten bezieht, die sich nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr ausdrücken können. Durch das Ansprechen aller fünf Sinne wirkt diese Behandlung sowohl anregend als auch entspannend und fördert die Wahrnehmung des eigenen Körpers ebenso wie die Präsenz anderer Menschen.
Da die Demenz eine fortschreitende, unheilbare und letztlich tödliche Erkrankung ist, steht bei allen therapeutischen Massnahmen der palliative Weg im Vordergrund, dies nicht nur, aber ganz besonders in den späteren Krankheitsstadien.
Dabei geht es neben der lindernden Behandlung der Symptome vor allem um eine Begleitung der Patienten, die ihre Lebensqualität umfassend stärkt. Dazu gehören Massnahmen, die das Selbstwertgefühl fördern, die Sicherheit, Geborgenheit und Zugehörigkeit vermitteln sowie Nähe, Lust und Genuss. Wichtige Bestandteile der Behandlung sind auch die psychologische Unterstützung und Entlastung der Angehörigen.
Links und Literatur zur Behandlung von Demenz
> Hier gibt es Informationen zum palliativen Behandlungsansatz für demenzielle Erkrankungen
> Tom Kitwood, Demenz – Der person-zentrierte Ansatz im Umgang mit verwirrten Menschen, Hogrefe 2019
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