Ursachen
Bis heute ist nicht endgültig geklärt, warum eine Demenz entsteht. Mit einem aktiven und geselligen Leben lässt sich das Risiko einer Erkrankung aber verringern.
Je nach Entstehung lassen sich Demenzerkrankungen in drei Gruppen einteilen:
- Bei neurodegenerativen Demenzen werden Nervenzellen im Gehirn abgebaut und die Kommunikation zwischen ihnen ist gestört.
- Bei vaskulären Demenzen kommt es durch Gefäßerkrankungen zu Störungen in der Gehirndurchblutung, in deren Folge Gehirnzellen absterben.
- Bei sekundären Demenzen führen andere Ursachen zum Absterben der Gehirnzellen; etwa Infektionen, Hirnverletzungen oder -tumore, Multiple Sklerose oder Epilepsie. Auch Arzneistoffe, Drogen oder Alkoholmissbrauch können zu Demenzen führen.
Mögliche Ursachen von Alzheimer
Schon viele Jahre vor dem Auftreten der ersten Symptome bilden sich im Gehirn Eiweissablagerungen (Plaques) und fadenartige Strukturen (Fibrillen). Die genauen Zusammenhänge zwischen diesen Auffälligkeiten und dem Absterben der Nervenzellen konnten trotz intensiver Forschung bisher nicht aufgeklärt werden. Vermutlich sind aber zwei Eiweissmoleküle dabei beteiligt, das A-Beta-Molekül und das Tau-Molekül.
Diese beiden Proteinmoleküle finden sich aber auch in den Gehirnen von nicht an Demenz erkrankten Menschen, wenn auch in abgewandelter Form und anderer Konzentration. Bei Alzheimer sterben Nervenzellen vor allem in der Hirnrinde ab, dadurch wird die biochemische Informationsverarbeitung durch Neurotransmitter (Botenstoffe) wie Acetylcholin und Glutamat gestört. Charakteristisch ist dabei ein Mangel an Acetylcholin und ein Überschuss an Glutamat.
Neuere Forschungen weisen darauf hin, dass die Ablagerungen im Gehirn durch eine verminderte Leistungsfähigkeit des glymphatischen Systems verursacht werden. Das glymphatische System ist ein erst 2012 entdeckter Mikrokreislauf im Gehirn, über den ähnlich dem Lymphsystem Schadstoffe abtransportiert werden. Das glymphatische System scheint vor allem im Schlaf aktiv zu sein. Damit könnte zusammenhängen, dass viele von Alzheimer Betroffene vor dem Auftreten der ersten Symptome unter Schlafstörungen leiden.
Mögliche Ursachen von Lewy-Body-Demenz (LBD)
Bei dieser zweithäufigsten Demenzform kommt es ähnlich wie bei Alzheimer zu Ablagerungen in den Nervenzellen. Bei den Lewy-Body oder Lewy-Körperchen handelt es sich um Abbauprodukte des körpereigenen Proteins Alpha-Synuclein. Betroffen ist vor allem die Großhirnrinde.
Außerdem ist die Bildung des Neurotransmitters Dopamin verringert. Auch im Gehirn von Parkinson-Patienten lassen sich Lewy-Körperchen finden, allerdings nicht in der Großhirnrinde, sondern im Hirnstamm. Dadurch entstehen die für Parkinson-Patienten typischen Bewegungsstörungen. Häufig treten beide Erkrankungen auch gemeinsam auf.
Mögliche Ursachen von Frontotemporaler Demenz (FTD)
Auch hier kommt es zu pathologischen Ablagerungen im Gehirn, die Ursachen dafür sind aber weitgehend unbekannt. Gesichert ist, dass das Absterben des Hirngewebes vor allem im Stirn- und Schläfenbereich auftritt. Vieles deutet darauf hin, dass diese Demenzform auf Genmutationen zurückgehen, welche die Entwicklung von Tau-Proteinen beeinflussen und die Bildung des hormonartigen Wachstumsfaktors Progranulin hemmen, der die Neuronen schützt. Bei rund 40 Prozent der von Frontotemporaler Demenz Betroffenen wurde ein erblicher Zusammenhang nachgewiesen.
Mögliche Ursachen von Vaskulärer Demenz
Bei dieser Demenzform verursachen Durchblutungsstörungen im Gehirn das Absterben von Nervengewebe. Sie entstehen durch Gefässerkrankungen wie Bluthochdruck, Herzerkrankungen oder Diabetes mellitus. Im Gehirn versorgt ein verästeltes Netzwerk von Blutgefäßen die einzelnen Nervenzellen mit Sauerstoff und Nährstoffen.
Wird diese Blutversorgung in bestimmten Regionen eingeschränkt oder ganz durchbrochen, werden die Nervenzellen dort geschädigt. Ursache dafür kann ein Schlaganfall sein, bei dem ein Blutgerinnsel das Gefäss plötzlich verstopft. Aber auch wiederholt auftretende kleine Schlaganfälle können zum Absterben von Hirnzellen führen, in diesem Fall spricht man von Multiinfarktdemenz.
Demenz: Risikofaktoren und Prävention
Eine Reihe von Studien hat Risiken für demenzielle Erkrankungen identifiziert, die durch präventive Maßnahmen verringert werden können. Dazu gehören körperliche Bewegung, gesunde Ernährung, geistige Aktivität, soziale Teilhabe und Raucherentwöhnung. Die Prävention ist vor allem für Menschen ab 40 Jahren wichtig, weil der neurobiologische Krankheitsprozess bereits zwei bis drei Jahrzehnte vor dem Auftreten von klinischen Symptomen beginnt.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat einen Leitlinienkatalog veröffentlicht, der zwanzig Empfehlungen zur Demenz-Prävention beinhaltet. Ganz oben auf der Liste stehen körperliche Aktivitäten, gefolgt von Raucherentwöhnung und einer regelmässigen Blutdruckkontrolle.
Auch eine britische Expertenkommission hat Risikofaktoren erforscht, die bei der Demenzprävention besonders wichtig sind. Nach ihren Berechnungen erklären zwölf dieser Faktoren 40 Prozent aller Demenzerkrankungen. Neben den bekannten Präventivmaßnahmen zählen sie auch Bildung, intaktes Gehör und gute Luftqualität dazu.
Links und Literatur zu den Ursachen von Demenz
> Hier geht es zu einer ausführlichen Beschreibung des glymphatischen System
> Hier findest du die Infos der britischen Expertenkommission
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