Einkaufen
Der Einkauf im Supermarkt kann Menschen mit Demenz überfordern. Doch es gibt Lösungen, damit die Autonomie möglichst lange erhalten bleibt.
Lange Warteschlangen an den Kassen. Gesprächsfetzen, Kassengeklingel, Hintergrundmusik: Endlich ist man an der Reihe. Man versucht, den Einkauf so schnell wie möglich zu verstauen und sucht unter den Blicken der wartenden Kunden nach Kleingeld. Schon gesunde Menschen können dabei Stress erleben.
Für Menschen mit Demenz gilt dies in besonderer Weise: Mit Fortschreiten der Krankheit sind solche Supermarkteinkäufe für die Betroffenen schwer oder gar nicht mehr zu bewältigen.
Allein mit Demenz
Dabei stellt sich die Notwendigkeit, den Einkauf mit Demenz zu managen, für Millionen Menschen ganz real. Zwei Drittel aller Menschen mit Demenz leben zu Hause und beteiligen sich je nach Krankheitsstadium am Alltag. Hier spielt zudem das Thema «Allein mit Demenz» mit hinein. In Deutschland leben rund 22 Millionen Menschen, die 60 Jahre und älter sind. Knapp ein Drittel von ihnen wohnen in Einpersonenhaushalten.
Der Basler Beni Steinauer kommt dank seiner Offenheit im Alltag gut zurecht:
Kommt es zu einer Demenz, wirken sich die typischen Einschränkungen des Frühstadiums – Vergesslichkeit, Konzentrationsverlust, Verlangsamung – sehr schnell auf den Alltag aus. Oft wenden die Betroffenen viel Energie auf, um in ihrem Alltag zurecht zu kommen und andere nicht merken zu lassen, dass ihnen viele Dinge schwerer fallen. Mit gutem Grund, denn sie wollen so lange wie möglich selbstbestimmt in ihrem Zuhause leben.
➔ Hier gibt es mehr zum Thema «Allein mit Demenz»
Damit der Einkauf auch mit Demenz gelingt, braucht es ein aufmerksames Umfeld, einen offenen Umgang mit der Krankheit und entsprechende Unterstützungsangebote. Die Betroffenen benötigen ein demenzsensibles Umfeld – auch dort, wo sie einkaufen.
Mitarbeitende der Geschäfte informieren
Gut ist es zum Beispiel, wenn die Mitarbeitenden in Geschäften für das Thema Demenz sensibilisiert sind und wenn sie bei persönlich bekannten Kunden um deren Krankheit wissen. So können sie ihre Hilfe anbieten, wenn es zum Beispiel ums Bezahlen oder um andere Unterstützungen geht. Kleinere Läden mit überschaubarem Angebot und wenigen Mitarbeitenden sind grossen Supermärkten vorzuziehen.
Für Menschen mit Demenz ist eine detaillierte Einkaufsliste wichtig. Am besten notieren sie selbst oder ihre Angehörigen dabei so genau wie möglich die Produktbezeichnungen und die Menge. Auf einer präzisen Einkaufsliste steht statt dem Wort «Brot» der Hinweis: «1 Laib Schwarzbrot». Oder statt «Milch» steht «1 Liter Bio-Milch, 3,8 Prozent Fett». Hilfreich sind auch Notizen, wo die Produkte zu finden sind, zum Beispiel könnte bei der Milch die Ergänzung «im Kühlregal» stehen.
Das Geld sollte für einen Einkauf abgezählt mitgenommen werden, keinesfalls zu wenig, aber auch nicht zu viel. Geld- und Kreditkarten sind unvorteilhaft, denn die Schlange an der Einkaufskasse erzeugt Stress, und dieser reduziert die Konzentration – mit der Folge, dass sich der Betroffene nicht mehr an den Pin erinnert oder sich vertippt.
Anschreiben lassen wie früher
Eine andere Möglichkeit ist es, Gutscheine der jeweiligen Supermarktkette zu erwerben und diese zu verwenden. In vertrauten Milieus ist es vielleicht auch möglich, die Waren anschreiben zu lassen und später zu bezahlen – so wie früher. Hilfreich ist es, wenn Geschäfte in der Nähe sind, die das Label «Demenz Partner» haben.
Als letzte Möglichkeit bleibt der Lieferservice, der die Waren ins Haus bringt und der per Überweisung bezahlt wird. Weil solche Angebote Sozialkontakte und Aktivität reduzieren und damit das Fortschreiten der Krankheit beschleunigen, sollen sie nur zum Zug kommen, wenn es anders gar nicht mehr geht.
Links und Literatur
➔ Hier gibt’s Informationen zur Aktivität im Alltag von Alzheimer Schweiz
➔ Eschborn in Hessen bietet Demenz-Schulungen für Geschäftsleute an
Entdecke unsere weiteren Plattformen:
demenzworld
Alles für das Leben mit Demenz: Verschaffe dir einen Überblick über die demenzworld und entdecke unser demenznavi.
demenzjournal
Interviews, Reportagen, Blogs und mehr: demenzjournal versorgt dich seit 2016 crossmedial mit Demenzwissen.
demenzmeets
Triff Angehörige, Betroffene und Fachpersonen zu einem Austausch auf Augenhöhe und verbringe »leichte Stunden zu einem schweren Thema«.
demenzforum
Tausche dich in unserem sicheren Online-Forum vertrauensvoll zum Alltag mit Demenz aus und erhalte rasch Antworten.