Spitalaufenthalt
Für Menschen mit Demenz kann ein Spitalaufenthalt eine enorme Belastung darstellen. Manche werden unruhig, ängstlich, orientierungslos oder bekommen ein Delir. Mit baulichen Massnahmen, der richtigen Organisation und viel Empathie geht’s besser.
Menschen mit Demenz, die wegen einer Erkrankung in ein Krankenhaus eingewiesen werden, sind mit ihrer Situation meist überfordert. Sie wissen häufig nicht, warum sie dort sind, finden sich in der fremden Umgebung nicht zurecht und können den Aufklärungsgesprächen durch Ärzte oder Pflegekräfte nicht folgen. Medizinische Anwendungen können als bedrohlich wahrgenommen und abgewehrt werden.
Stress verursachen die hektische Atmosphäre, der häufige Personalwechsel und der Zimmernachbar, den man nicht kennt. Auch mit den Untersuchungen und starren Zeitvorgaben sind Menschen mit Demenz überfordert und reagieren mit Angst oder Unruhe, manche versuchen sogar, das Krankenhaus zu verlassen und bringen sich damit in Gefahr.
Thomas Buchholz ist Experte für Pflege, Kinästhetik und Basale Stimulation. Er beschreibt, wie sich ein Mensch mit Demenz im Spital fühlen könnte:
Stellen Sie sich vor, Sie wachen in einem fremden Land auf. Sie liegen in einem weiss gestrichenen Raum, in einem fremden Bett. Sie wissen weder, wo Sie sind, noch können Sie sich bewegen. Nachfragen geht nicht, weil Sie Worte nicht mehr richtig formulieren können und nicht verstanden werden. Es klopft an der Tür, und eine unbekannte Person betritt das Zimmer. Wie würden Sie sich fühlen? Was würden Sie erwarten?
Menschen mit Demenz können sich schwer in den Spitalalltag einfinden; es kann so weit gehen, dass sie an Mangelernährung, Flüssigkeitsverlust oder Verwirrungszuständen (Delir) leiden, weil sie sich nicht selbständig versorgen können.
Für Menschen mit Demenz gleicht der Klinikaufenthalt einer Krisensituation in einer fremden Umgebung. Ihr Allgemeinzustand verschlechtert sich oft dramatisch und nach der Entlassung sind sie psychisch und kognitiv in schlechterer Verfassung als bei ihrer Aufnahme.
Problematisch ist, wenn die demenzielle Erkrankung im frühen Stadium ist und bei der Aufnahme im Krankenhaus nicht erkannt wird. Wenn es dann zu Problemen bei der Behandlung oder zu Verhaltensauffälligkeiten kommt, werden die Patienten nicht selten mit Medikamenten ruhiggestellt. Dadurch können sich ihre Demenzsymptome verstärken, sie verlieren weiter an Selbständigkeit.
Demenzfreundliches Akutspital
Grundsätzlich sollten Menschen mit Demenz nur eingewiesen werden, wenn es unbedingt nötig ist. Voruntersuchungen sollten soweit wie möglich ambulant erfolgen. Manche Kliniken haben geriatrische Abteilungen oder spezielle Demenzstationen, in denen Betroffene entsprechend ihren Bedürfnissen behandelt werden.
Aber auch nicht spezialisierte Spitäler können ihre Abläufe, ihre Architektur, ihre Kommunikation und ihren Umgang mit Patienten so gestalten, dass sie Menschen mit Demenz entlasten.
Wichtig sind zum Beispiel Möglichkeiten des Rooming-in für Angehörige, Beschäftigungsangebote durch geschulte ehrenamtliche Betreuer, ein Lichtkonzept, das bei der Orientierung hilft und natürlich, dass Ärzte und Pflegende, auch Mitarbeiter der Reinigung, Küche und Administration zumindest ein Basiswissen über den Umgang mit Menschen mit Demenz haben. Denn entscheidend ist, dass Ärzten und Pflegenden genügend Zeit für den einfühlenden und menschlichen Umgang bleibt.
Hilfe durch Angehörige
Werden Menschen mit Demenz ins Krankenhaus eingewiesen, sind Angehörige und andere Bezugspersonen ihre wichtigsten Fürsprecher. Sie sollten Ärzte und Pflegekräfte von Anfang an darauf hinweisen, dass ihr Patient demenziell erkrankt ist. Solche Informationen können schriftlich in der Patientenakte hinterlegt werden, etwa ob der Patient Hilfe beim Essen oder Anziehen benötigt, ob und welche Hilfsmittel er braucht, welche Beschäftigungen er bevorzugt oder was ihn beruhigt.
Auch die Mitpatienten im Krankenzimmer sollten über die Demenzerkrankung informiert werden. Um den Krankenhausaufenthalt erträglicher zu machen, können dem Patienten vertraute Gegenstände mitgegeben werden, etwa ein Foto der Familie oder ein Kissen vom heimischen Sofa.
Links
➔ Informationen für Klinikbetreiber zu einer guten Pflege von Menschen mit Demenz
➔ Tipps von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft für Patienten mit Demenz im Spital
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