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Validation

Validation ist eine Haltung und Kommunikationsform im Umgang mit Menschen mit Demenz. Wer validiert, »geht in den Schuhen des anderen«, ist empathisch und aufmerksam.

Validieren ist eine Kommunikationsform, die von einer wertschätzenden, nicht korrigierenden Sprache geprägt ist, welche die Bedürfnisse des Menschen zu verstehen und zu spiegeln versucht. Validation kann verhindern, dass Patienten den Rückzug antreten. Sie versucht, trotz aller Einschränkung die seelische Balance zu halten, um bis zum Ende in Frieden mit sich und der Welt zu altern.

Validation wurde von der US-Amerikanerin Naomi Feil entwickelt. Sie ging davon aus, dass alte desorientierte Menschen danach streben, unerledigte Aufgaben ihres Lebens aufzuarbeiten. Validation soll die Menschen dabei unterstützen. Nicole Richard (1957 – 2014), eine deutsche Psychogerontologin, entwickelte die Methode weiter und nannte sie Integrative Validation (IVA). Ihr geht es darum, Menschen mit Demenz in ihrem aktuellen Sein anzunehmen. Das macht sie ruhiger, weil sie sich verstanden fühlen. Beide Ansätze vermischen und ergänzen sich heute. Validation ist keine Therapie und will nicht heilen, sondern begleiten und entlasten

Wie Validation entstanden ist

Naomi Feil war vier Jahre alt, als sie 1936 mit ihren Eltern von München in die Vereinigten Staaten flüchten musste. Diese Erfahrung hat ihr späteres Engagement für hilfsbedürftige Menschen geprägt, ebenso das Umfeld, in dem sie nach der Flucht aufwuchs. Es war das Montefiore-Pflegeheim in Cleveland, Ohio, das ihr Vater leitete und in dem ihre Mutter als Therapeutin arbeitete. Naomi Feil erlebte von kleinauf, wie sich die Eltern bemühten, Bewohnern einen menschenwürdigen Lebensabend zu bereiten. 

Sie erkannte jedoch bald, dass die Ansätze, mit ihnen zu kommunizieren, oft ins Leere liefen. Nachdem sie an der Columbia Universität ihren Master in Sozialarbeit absolviert hatte, begann sie einen eigenen Weg zum Verständnis alter Menschen einzuschlagen. Voraussetzung dafür sei, so Feil, sie so zu akzeptieren, wie sie sind, «um ihnen zu helfen, ihre Ziele zu erreichen – und nicht etwa unsere». 

Welche Grundsätze die Validation nach Naomi Feil hat

  • Alle Menschen sind einzigartig und müssen als Individuen behandelt werden.
  • Es gibt einen Grund für das Verhalten von verwirrten, alten Menschen.
  • Sehr alte Menschen kann man nicht dazu zwingen, ihr Verhalten zu ändern. Ein Mensch verändert sein Verhalten nur, wenn er es will.
  • Sehr alte Menschen muss man akzeptieren, ohne sie zu beurteilen.
  • Wenn das Kurzzeitgedächtnis nachlässt, versuchen ältere Erwachsene, ihr Leben wieder in ein Gleichgewicht zu bringen, indem sie auf frühere Erinnerungen zurückgreifen. 
  • Schmerzende Gefühle, die ausgedrückt, anerkannt und von einer vertrauten Pflegeperson validiert werden, werden schwächer. Wenn man sie ignoriert und unterdrückt, werden sie stärker. 
  • Einfühlung und Mitgefühl führen zu Vertrauen, verringern Angst und stellen Würde her.

Naomi Feil schildert den Fall einer alten Dame, die noch recht gut für sich selbst sorgen konnte, aber schon sehr vergesslich war. Über Wochen hinweg klagte sie darüber, dass aus der Wohnzimmerwand ständig Wasser rinne. Kein Argument half, auch nicht der Augenschein. Das Jammern über die Wasserpest an der Wand steigerte sich und schien sich zu einer Wahnvorstellung zu entwickeln. In seiner Not bat ihr Sohn eine Validations-Expertin um Hilfe. Sie hat folgendes Gespräch protokolliert:

Alte Dame, sehr aufgeregt: »Da, sehen Sie, überall Wasser! Überall Wasser!«

Validations-Expertin: »Aus der Wand kommt Wasser! Seit wann geht das denn schon so?«

Alte Dame, verzweifelt: »Na, schon seit Tagen! Niemand glaubt mir. Ich war im Krankenhaus und seit ich wieder hier bin, rinnt Wasser aus der Wand. Mein Sohn sagt, ich sei verrückt

Validations-Expertin: »Ist denn viel nass geworden? Wie schaffen Sie es bloss, alles trocken zu kriegen?«

Alte Dame, schon etwas ruhiger: »Ja, alles nass, das Bett, der Boden. Es ist nicht einfach, ich kann nicht mehr so wie früher.«

Validations-Expertin: »Was fällt Ihnen denn am schwersten?«

Alte Dame, nachdenklich: »Ich kann nichts mehr in die Hand nehmen. Alles fällt mir runter. Hier, sehen Sie meine Hände! Man ist nichts mehr wert, wenn man nichts mehr alleine machen kann.«

Validations-Expertin: »Fällt es Ihnen schwer, Hilfe anzunehmen?«

Alte Dame, etwas traurig, aber viel entspannter: »Ja, schon. Früher hat man ja alles alleine gemacht. Zum Glück habe ich ja noch meinen Sohn. Er ist für mich da, wenn ich nicht mehr kann.«

Kommunikation

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Was die Integrative Validation (IVA) nach Nicole Richard ist

Die deutsche Pädagogin und Psychogerontologin Nicole Richard lernte 1989 Naomi Feil kennen. Das Thema Validation liess sie von da an nicht mehr los. In den 1990er-Jahren entwickelte sie die Integrative Validation nach Richard (IVA). Im Unterschied zur Validation nach Naomi Feil verzichtet diese Methode weitgehend auf Fragetechniken und Symbolinterpretationen. Bei ihr geht es nicht um unerledigte Angelegenheiten von Menschen mit Demenz, die es zu lösen gilt, sondern um die Ressourcen des erkrankten Menschen.

Ziel der IVA ist es, die Erlebniswelt von Menschen mit Demenz zu erkennen und deren Wahrnehmung zu verstehen. Daraus entstehen Wertschätzung und Einfühlungsvermögen, was die Lebensqualität und die Würde des Betroffenen positiv beeinflusst. Die Realität des Gegenübers wird nicht bewertet oder korrigiert, seine Erlebniswelt wird grundsätzlich akzeptiert. Die Gefühle von Menschen mit Demenz sind immer ernst zu nehmen.

Ein Beispiel für IVA: Ein Mann klopft ausdauernd mit dem Löffel auf den Tisch. Wenn wir ihn bitten, dies zu unterlassen, wird er kaum aufhören. Die Betreuenden wissen, dass er früher als Handwerker gearbeitet hat. Also loben sie ihn für seinen Fleiss und seine Ausdauer und bestätigen ihn mit ein paar Handwerker-Weisheiten.

Quelle: Demenzlexikon der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft, 2014 

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Wie Validation mit Menschen mit Demenz funktioniert

Besonders demenzkranke Menschen brauchen Gesprächspartner, die ihnen die richtigen Fragen stellen und Zuhörer, die ihre Gefühle anerkennen und keine Diskussion über die Wahrheit ihrer Behauptungen anzetteln. Grundsätzlich gilt, dass man das Verhalten der Betroffenen so akzeptieren sollte, wie es ist und nicht, wie es nach den Vorstellungen der Betreuenden sein sollte

  1. Widersprechen Sie einem verwirrten Menschen nie und lassen Sie sich auf seine Welt ein.
  2. Lassen Sie sich von den Bedürfnissen und Gefühlen leiten, die Ihr verwirrtes Gegenüber signalisiert, nicht von seinen Aussagen.
  3. Führen Sie Gespräche ruhig, klar, verständlich, wertschätzend und eindeutig.
  4. Verwenden Sie W-Fragen wie «wer, was, wo, wie, wann» – vermeiden Sie «warum». «Warum» verlangt eine logische Erklärung, wozu aber demenziell Erkrankte in der Regel nicht fähig sind.
  5. Sprechen Sie Ihr Gegenüber von vorne, auf Augenhöhe an.
  6. Geben Sie dem Menschen mit Demenz ausreichend Zeit, um das Gesagte zu verstehen.
  7. Vermeiden Sie Schachtelsätze, die meist verwirrend sind. Verwenden Sie pro Satz eine Mitteilung.
  8. Verwenden Sie nonverbale Kommunikation und intensivieren Sie die eigenen Worte mit Gestik, Mimik und Tonfall.
  9. Lügen Sie nicht: Ein Mensch mit Demenz merkt jegliches «Theater spielen».

Quelle: Demenzportal.at

> Naomi Feil, Validation in Anwendung und Beispielen. Der Umgang mit verwirrten alten Menschen, Ernst Reinhardt Verlag, 2010

> Hier geht’s zur offiziellen Website der Integrativen Validation nach Nicole Richard, inklusive Kursangeboten

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Quelle demenzworld Marcus May/YouTube

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