Demenzformen
Demenz ist ein Überbegriff für chronische Gehirnerkrankungen. Sie beeinträchtigen vor allem das Gedächtnis und führen zum Verlust der Selbständigkeit.
Man unterscheidet zwischen primären und sekundären Formen der Demenz: Bei den primären Formen, die neunzig Prozent aller Fälle ausmachen, beginnt der Krankheitsprozess direkt im Hirn. Alzheimer ist mit über 60 Prozent aller diagnostizierten Fälle die häufigste primäre Form.
Sekundäre Demenzen sind Folgen anderer Erkrankungen: Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes, Schlaganfälle oder Hirntumore können Ursachen sein. Während primäre Demenzformen als unheilbar gelten, sind bei sekundären Arten die Heilungschancen nicht ausgeschlossen. Auch manche körperliche und psychische Krankheiten können ähnliche Störungen hervorrufen wie eine Demenz. Ursachen sind Depressionen, Stoffwechselstörungen sowie Alkohol- und Medikamentenmissbrauch.
- Was ist eine Alzheimer-Demenz?
- Was ist eine Vaskuläre Demenz?
- Was ist eine Frontotemporale Demenz (Pick-Krankheit)?
- Was ist eine Lewy-Body-Demenz (Lewy Körperchen, LBD)?
- Was ist eine Parkinson-Demenz?
- Was ist ein Korsakow-Syndrom (Morbus Korsakow)?
- Wie funktioniert die Abklärung und Diagnose einer Demenz?
Was ist eine Alzheimer-Demenz?
Die nach ihrem Entdecker Alois Alzheimer benannte, 1906 erstmals beschriebene Krankheit führt zum Abbau von Nervenzellen im Gehirn, die wichtige Funktionen wie Gedächtnis, Sprache, Planen, Handeln und die zeitliche und räumliche Orientierung steuern. Was zu krankhaften Veränderungen führt, wissen Wissenschaftler trotz jahrelangen intensiven Forschungen von Teams in aller Welt noch nicht.
Sie gehen davon aus, dass mehrere Faktoren die Ursache sind. Es existiert kein Test, der Alzheimer mit Sicherheit nachweist, schon gar nicht im frühen Stadium. Forscher sind sich einig, dass die degenerativen Veränderungen im Hirn schon Jahre oder Jahrzehnte vor ersten wahrnehmbaren Symptomen einsetzen.
Das Erkrankungsrisiko steigt mit dem Alter. Weltweit sind 36 Millionen Menschen von Alzheimer betroffen. Die wahrnehmbare Krankheitsdauer beträgt im Durchschnitt sieben bis neun Jahre. Es gibt auch seltene Formen der Alzheimer-Krankheit, bei denen sich bereits früher erste Symptome zeigen, manchmal schon im Alter von 30 Jahren.
Was ist eine Vaskuläre Demenz?
Vaskuläre oder gefäßbedingte Demenzen, die 20 Prozent aller Fälle ausmachen, sind auf Ursachen wie Bluthochdruck und Diabetes zurückzuführen. Auch Insulinresistenz, Rauchen, Bewegungsmangel und erhöhte Blutfettwerte erhöhen das Risiko, an einer vaskulären Demenz zu erkranken.
Durchblutungsstörungen im Gehirn führen zum Absterben von Hirnzellen. Sie sind wiederum Folge geschädigter Blutgefäße, etwa durch Gefäßverengungen, -entzündungen oder -blutungen. Dabei können sehr kleine Blutgefäße geschädigt (Morbus Binswanger) oder mehrere kleine Gehirnregionen durch Multiinfarkte zerstört sein. Ein Hirnschlag beschädigt größere Hirnareale. Viele Mikro-Infarkte dagegen geschehen ganz unbemerkt.
Was ist eine Frontotemporale Demenz (Pick-Krankheit)?
Frontotemporale Demenz (FTD) ist nach Alzheimer und vaskulärer Demenz die dritthäufigste Form. Sie ist eine Krankheit, bei der Nervenzellen vor allem im Stirn- und Schläfenbereich (= frontaler und temporaler Lappen) des Gehirns absterben. Von hier aus werden unter anderem Emotionen und Sozialverhalten kontrolliert.
➔ Hier geht’s zum Infoblatt FTD der Deutschen Alzheimer Gesellschaft
Frontotemporale Demenzen beginnen meist früher als die Alzheimer-Krankheit, zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. Bei fast allen Patienten fallen gleich zu Beginn der Erkrankung Veränderungen der Persönlichkeit und des zwischenmenschlichen Verhaltens auf. Die Betroffenen sind oft teilnahmslos, reizbar, taktlos und enthemmt.
Typisch ist auch ein verändertes Essverhalten. Sie essen phasenweise extrem viel und haben andere Vorlieben als früher, und sie vernachlässigen ihre Körperhygiene. Manche haben Sprachstörungen. Im weiteren Verlauf kommt es zur Beeinträchtigung des Gedächtnisses, aber lange Zeit nicht so ausgeprägt wie bei Alzheimer.
Die Diagnose der Frontotemporalen Demenz kann schwierig sein, weil es oft zu Verwechslungen mit psychischen Störungen wie Depression, Burn-out, Schizophrenie oder Manie kommt. Gelingt dem Arzt eine frühzeitige Diagnose, hilft das den Angehörigen, weil sie eine Erklärung für das merkwürdige Verhalten und die Wesensänderung der Betroffenen haben.
Was zum Absterben der Nervenzellen führt, weiß man nicht. Es gibt auch keine gezielte Therapiemöglichkeit. Medikamente wie Antidepressiva können höchstens Verhaltensauffälligkeiten mildern. Patienten mit FTD sind meist nicht einsichtig, ihnen ist nicht bewusst, dass etwas im Gehirn nicht in Ordnung ist.
Was ist eine Lewy-Body-Demenz (Lewy Körperchen, LBD)?
Nach Ausbruch dieser Demenzform treten Störungen auf, die dem Parkinson-Syndrom ähneln: Muskelsteifheit und Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht. Patienten verlieren nicht nur das Gedächtnis, sondern leiden auch unter Halluzinationen. Sie sehen Menschen oder Tiere, nehmen Stimmen, Musik und Geräusche wahr – auch wenn niemand oder nichts da ist. Ihre geistigen Fähigkeiten und ihre Wachheit schwanken tagsüber.
➔ Hier geht’s zu einem Artikel über Halluzinationen von Menschen mit Lewy Body
Viele leiden früh unter Inkontinenz, niedrigem Blutdruck, sie stürzen häufig und verlieren minutenlang das Bewusstsein. Nach rund einem Jahr weisen die Patienten ähnliche Symptome wie bei Parkinson auf: Zittern der Hände, langsame Bewegungen, Muskelsteife, vornübergebeugtes Trippeln. Erst später beeinträchtigt die Krankheit das Sprachvermögen. Im Laufe der Zeit sind die Betroffenen immer weniger mobil und schließlich bettlägerig.
Was ist eine Parkinson-Demenz?
Etwa 40 Prozent der Menschen mit Parkinson-Krankheit werden im Verlauf ihrer Erkrankung dement. Vergeht mehr als ein Jahr zwischen dem Auftreten der motorischen und der kognitiven Symptome, spricht man von einer Morbus Parkinson plus Demenz (auch Parkinson-Demenz).
Wissenschaftler gehen davon aus, dass es viele Mischformen der Demenz Typ Alzheimer, Lewy-Körperchen und Parkinson gibt, mit fließenden Übergängen dazwischen.
Was ist ein Korsakow-Syndrom (Morbus Korsakow)?
Diese Demenzform äußert sich vor allem in einer ausgeprägten Störung, sich Informationen zu merken. Die Betroffenen neigen dazu, ihre Orientierungs- und Gedächtnislücken mit erfundenen Geschichten zu kompensieren. Hauptursache des Korsakow-Syndroms ist übermäßiger Alkoholkonsum über längere Zeit.
Wie funktioniert die Abklärung und Diagnose einer Demenz?
Je früher eine Demenz erkannt wird, desto besser. Zwar gibt es keine Behandlung, die die Erkrankung stoppen oder gar heilen könnte. Aber es gibt Therapien, um den Krankheitsverlauf zu mildern und für eine gewisse Zeit zu verlangsamen. Die Form der Demenz kann einen Einfluss haben auf die Verhaltensweisen und die Art der Betreuung. Medikamente und weitere Therapien zur Behandlung der Symptome können vor allem zu Beginn der Krankheit wirksam sein.
Erste Anlaufstelle ist der Hausarzt. Dieser erhebt die Vorgeschichte, macht körperliche und neurologische Untersuchungen und veranlasst Laboranalysen von Blut und Urin sowie Zusatzuntersuchungen (Elektrokardiogramm usw.) zur Überprüfung der wichtigen Körperfunktionen. Die bekanntesten Tests sind die MMSE-Untersuchung (Mini-Mental-Status) und der Uhrentest. Beim Uhrentest wird der Patient gebeten, das Zifferblatt einer Uhr zu zeichnen und eine bestimmte Uhrzeit einzutragen. Der MMST ist ein einfacher Demenz-Test, der aus einem Fragebogen besteht.
Es gibt viele Ursachen für eine kognitive Störung, etwa ein Schädel-Hirn-Trauma, Stoffwechselkrankheiten, Depressionen und vieles mehr. Deshalb macht eine genaue Abklärung Sinn – vor allem wenn der Betroffene nicht sehr alt ist und spezielle Verhaltensweisen entwickelt hat. Diese Abklärungen erfolgen bei einem Facharzt oder in einer Memory Clinic/Gedächtnisambulanz, wo verschiedene Fachpersonen (Geriater, Neuropsychologen, Neurologen, Alterspsychiater, diplomierte Pflegende) zusammenarbeiten.
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